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17.12.2023

Expeditions



Wenn Jamey Stegmaier ein Spiel ankündigt ist fast schon klar, dass dieser Titel in der Hot-List von Boardgamegeek genannt wird, gleichzeitig führt dass dann noch zu einem “Kampf” zwischen Fans und Hatern, was sich in Bewertungen zu einem Spiel was es noch nicht gibt zeigt… Hmm… Nun ja, bei Expeditions war das Hype Level aber gleich nochmal ein Schippchen größer, denn es bekam den Zusatz “Ein Spiel in der Welt von Scythe”.




Aber Achtung - liebe Scythe Fans - mechanisch hat Expeditions so gut wie gar nichts mit Scythe zu tun! Es richtet sich vielmehr an Fans der grandiosen Bilder von Jakub Rozalski (ja - ich auch) und von Mechs, denn diese kommen hier auch wieder zum Einsatz. Thematisch befinden wir uns NACH Scythe und in Sibirien ist ein Meteor eingeschlagen, der ganz Lovecraft-mäßig etwas mystisches zum Leben erweckt hat. Wir Spieler folgen einem Dr. Tarkovsky, welcher vor uns eine Expedition gestartet hat und wollen unser eigenes Glück versuchen. 1-5 Spieler können dabei mitmachen und eine Partie dauert etwa 90 Minuten.

Gleich zu Beginn fällt einem dann doch noch eine Ähnlichkeit zu Scythe auf, denn auch hier übernehmen wir die Rolle eines Helden samt seines tierischen Partners, allerdings nicht als Miniatur, sondern als Starter-Handkarte. Als Miniatur gibt es für jeden ein Mech mit passendem Playerboard und einer Spezialfähigkeit.




Wir alle starten mit diesem Mech vom Basislager und möchten nun die Umgebung erkunden, welche in drei Bereiche aufgeteilt ist, zunächst der offen ausliegende Süden, sowie dann die zu Beginn verdeckten Zentral- und Nordzonen.

Dafür haben wir Handkarten, diese werden hier zwar so genannt, liegen allerdings immer offen links vom Spielertableau und werden beim Verwenden auf die rechte Seite neben bereits ausliegenden Karten gelegt. Auch hinzugewonnene Karten kommen zuerst nach rechts. Es stehen zu Beginn drei Aktionen zur Verfügung: Bewegen, Sammeln und Spielen.

Bewegen ist hierbei klar, denn hiermit dürfen wir unseren Mech um bis zu drei Felder bewegen. Erkunde ich dabei ein verdecktes Plättchen, endet die Reise, wir bekommen einen Forschungsmarker und decken das Plättchen auf. Jedes Plättchen zeigt uns am unteren Rand, was man bei der Aktion “Sammeln” an diesem Ort erhalten kann. Das sind z.B. Arbeiter, Karten oder weitere Aktionen. Und bei den Orten im Zentrum oder im Norden gibt es noch etwas zusätzliches, allerdings werden diese nach Aufdecken erstmal mit Verderbensmarkern, die wir aus einem Beutel ziehen, überdeckt. Erst wenn es uns gelingt, das Verderben zu entfernen, stehen uns diese Aktionen zur Verfügung.



Sammeln habe ich ja eben schon angedeutet, wir erhalten mit dieser Aktion den Vorteil des aktuellen Ortes. Und bei Spielen dürfen wir eine Karte aus unserer “Hand” spielen und bekommen den Grundwert dieser Karten, das ist immer “Stärke” und/oder “List”, diese benötigen wir z.B. um Verderbnismarker zu entfernen. Bei den Karten gibt es ebenfalls verschiedene Arten: Artefakte, Meteoriten und Aufträge. Es liegen stets fünf Karten offen zwischen den Ortsplättchen aus und gewisse Orte, z.B. erlauben uns, diese zu nehmen. Aber auch die Karten selbst haben alle noch einen Vorteil, welchen wir auslösen, wenn wir einen passenden Arbeiter auf diese Karte stellen können. Auch hier gibt es fünf verschiedene.

Aber nicht nur das geht mit den Karten, denn jetzt kommen die erst freizuschalten Aktionen hinzu, diese erlauben uns nämlich Artefakte auszurüsten, heißt rechts unter unser Board zu legen und ab sofort steht uns damit dauerhaft eine Fähigkeit zur Verfügung. Die Meteoriten können wir einschmelzen und legen diese unten unter das Board, die werfen dann für gewisse Dinge Geld ab und wenn ich einen weiteren Meteor schmelze, bekomme ich von allen nochmal den Bonus.



Aufträge lassen sich über andere Karten erfüllen, diese geben aber vor, auf welchem Ort man stehen muss und welche Rohstoffe abzugeben sind. Dann gibt es einen kleinen Bonus und ich lege erfüllte Aufträge oben unter mein Board. Alles, was ich unter das Board klemme, hat ein Limit von 4 - mehr kann ich nicht erfüllen oder platzieren.

Exdpeditions ist wie Scythe ein Wettrennen im weitesten Sinn, wobei Jamie Stegmaier etwas dazugelernt hat, dass diese Spiele nicht mehr einfach so plötzlich enden. Aber wie man es von Scythe kennt, gibt es gewisse Ziele und wenn man diese erreicht hat, kann man die Aktionen “Prahlen” benutzen und darf nun einen Stern seiner Farbe auf das jeweilige Ziel legen. Sobald ein Spieler vier Sterne platziert hat, gibt es noch eine finale Runde und das Spiel endet. Gewonnen hat aber der Spieler mit dem meisten Geld! Geld gibt es während des Spiels zu erspielen, aber natürlich auch in einer Endwertung, so ist z.B. jeder Stern Geld wert, aber wie viel hängt davon ab, wie viele Aufträge ich erfüllt habe.



Das klingt jetzt eigentlich doch recht gut verständlich, oder? Ist es auch, denn Expeditions ist ein mittleres Kennerspiel, wobei ein schöner Kniff noch dazu kommt. Stehen mir im ersten Zug alle drei Aktionen zur Verfügung, muss ich danach einen Würfel hochschieben und eine Aktion bedecken, die ich nun nicht verwenden kann und danach verschiebe ich den Würfel immer so, dass eine Aktion verdeckt ist. Sollte die Situation es erfordern, kann ich in meinem Zug einfach nur Rasten, damit erhalte ich alle gespielten Karten und Arbeiter zurück und darf beim nächsten Mal wieder alle drei Aktionen ausführen.

Expeditions wird es sicherlich etwas schwer haben, denn die Welt von Scythe schürt gewisse Erwartungen, das ist zwar verständlich aber zum Teil auch nicht ganz fair, denn es ist schon ein eigenständiges Spiel für sich und hat gar nicht den Anspruch, wie Scythe zu sein. Auch eine Story will nicht erzählt werden, es ist schlussendlich ein gewähltes Setting, welches einfach verdammt gut aussieht und Fans von dem Artwork bekommen hier ohne Ende Material. Denn die Orte zeigen die Kunst und der recht große Stapel an Karten. Wow! Es macht Spaß sich die Karten anzusehen und auch das Spiel macht Spaß und ich finde es gerade sehr schön, dass es spielerisch nichts mit Scythe zu tun hat.



Das Spiel entwickelt einen schönen Flow und ich als Fan von Engine Building blühe hier auf. Zu entscheiden, wann man rastet, ob man die Karte weiter verwenden möchte oder sie ans Board dockt, welchen Weg man einschlägt oder einschlagen muss etc. Das ist alles auf gutem Kenner-Niveau und spielt sich dabei rund. Stegmaier leidet sicherlich hier und da am Balancing, so weit konnte ich das noch nicht beobachten, möchte das aber auch nicht ausschließen. Zum Teil hört man auch schon von Downtime - also die kommt mir hier nicht länger vor als bei anderen Kennerspielen, zum Teil gibt es nämlich auch Züge, die ganz schnell gehen, weil man eben nur sich bewegt und dann einen Arbeiter sammelt - fertig. Komplexer wird es, wenn jeder eine Karte spielt, die evtl. wieder andere Punkte triggert, aber das empfinde als verschmerzbar.

Top Spielerzahl ist sicherlich 3 Personen - zu zweit funktioniert es zwar auch, aber man kommt sich nicht so viel in die Quere und verbaut dem Mitspieler gewisse Orte, was bei 3 oder 4 schon eher der Fall sein kann. Bei vier Spielern wiederum wird es auf jeden Fall länger dauern - aber das ist bei ganz vielen Spielen ebenfalls so und macht das Spiel nicht schlechter.

Wie von Stonemaier und Feuerland gewohnt, erwartet uns hier wieder herausragendes Material. Auf meinen Bildern seht ihr allerdings die “Ironclad-Version” mit Metall-Mechs. Die Standard-Version kommt mit normalen Plastikminiaturen. Auch die Übersetzung von Feuerland ist wieder mal gelungen.

Alles in allem kann ich nur sagen das Expeditions mich positiv überrascht hat und ich mich weiterhin freue Partien davon zu spielen. Es ist was es ist und zwar ein Kennerspiel aus dem Scythe-Universum, es ist aber KEIN Scythe 2.0 - mir gefällts.

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Expeditions von Jamey Stegmaier
Erschienen bei Feuerland Spiele
Für1-5 Spieler in ca. 60-90 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Feuerland)