06.03.2024

Kingscraft



Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen craft ich mir einen König! Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich…

So ungefähr lässt sich der Titel “Kingscraft” von Skellig Games umschreiben, denn hier geht es wirklich darum, dass wir uns einen Anwärter auf den Thron craften, um die alles entscheidende Schlacht zu schlagen. Der Titel stammt aus der Feder von David Kühn und ist sein Erstlingswerk und es wurde hübsch illustriert von Roman Kucharski.

Normalerweise heißt es ja “DER KÖNIG IST TOT - LANG LEBE DER KÖNIG!”, aber bei Kingscraft geht es gewisser Weise moderner zu, denn hier hat sich der König freiwillig entschieden seinen Thron abzugeben, um selbst sein Land zu erkunden und die letzten Jahre zu genießen. Aber natürlich kann nicht irgendjemand daher kommen und König werden, nein - vielmehr muss der Anwärter selbst den König in einem Duell 1 gegen 1 schlagen!




Um diesen großen Schritt zu wagen, muss er aber natürlich ausreichend vorbereitet und gewappnet sein und genau darum geht es in diesem Spiel. Wir übernehmen die Rolle eines Helden und wollen ihn nun entsprechend dahin bringen. Jedem Spieler stehen sieben Aktionskarten zur Verfügung, wovon man sich eine zu Beginn einer Runde aussucht und verdeckt auslegt. Dann werden alle gleichzeitig aufgedeckt und die entsprechenden Aktionen werden in einer vorgegebenen Reihenfolge ausgeführt. Wenn Aktionen mehrfach gewählt wurden, dann entscheidet der entsprechende Geschwindigkeitswert des Helden, wer beginnt. Bei weiterem Unentschieden gibt es einen Kampf, allerdings ohne Schaden am Ende. So, und welche Aktionen gibt es?

Die erste Aktion (wenn sie denn gespielt wird) wäre immer der Angriff gegen den König! Denn es handelt sich bei Kingscraft auch um ein Wettrennen, gewonnen hat der Spieler, welcher zuerst den König schlagen kann. Die zweite Aktion wäre die Heilung, bei der wir unsere Helden wieder auf Vordermann bringen, sollten sie bei vorherigen Angriffen eins auf die Mütze bekommen haben.



Als drittes in der Reihe wäre dann schon ein Angriff der Stufe 1 - also gegen Monster der Stufe 1. Die sind relativ einfach zu besiegen und als Belohnung bekommen wir einen Gegenstand der Klasse 1 und ich darf danach eine Schmieden-Aktion ausführen. Ihr erinnert euch an das Wort “Craft” im Spieletitel?! Genau, darum geht es hier nämlich. Auf einem großen Brett liegen die Gegenstände (Waffen, Helme, Rüstungen, etc.) in drei Klassen aus. Besitze ich zwei benachbarte Dinge von diesem Brett, darf ich sie zu dem dargestellten Gegenstand aus der nächsthöheren Klasse schmieden. Als Beispiel: ein hübscher Anhänger und ein Helm ergeben zusammen einen hübsch verzierten Helm, welcher mir mehr Schutz gewährt.

Nach Angriff der Klasse 1 folgt die Wache, hier dürfte ich mir einfach so einen Gegenstand der Klasse 1 nehmen und falls jemand anderes den König in dieser Runde angreifen möchte, wird dieser dadurch stärker. Dann gibt es den Angriff Stufe 2 und als Abschluss die Stufe 3. Wobei diese Angriffe keine Schmiede-Aktion beinhalten, denn zwischen diesen Angriffen könnte jemand die Aktion “Schmieden” wählen.



Schmieden habe ich soweit schon erklärt, wie gesagt, wir können uns ausrüsten mit Rüstung/Waffen/Gegenständen am Fuß, Körper, Kopf und Hand, die uns im Kampf stärker machen oder uns in der Verteidigung helfen.

Wie läuft der Kampf ab? Ganz einfach eigentlich: Der Held bestimmt die Anzahl der Würfel, die er werfen darf, und ein Mitspieler übernimmt auf Basis der gewählten Kreatur ebenfalls Würfel und wirft diese für das Monster. Nun kann jeweils noch Einfluss genommen werden durch z.B. Tränke, um abschließend die Kampfkraft beider Seiten zu bestimmen. Derjenige mit der größeren Kampfkraft entscheidet den Kampf für sich. Siegt der Held, verschwindet das Monster und ein neues wird in der entsprechenden Stufe aufgedeckt. Verliert der Held, gibt es keine Belohnung. Und egal ob Sieg oder nicht, der Held hat immer die Gefahr, Lebensherzen zu verlieren, denn für je 10 Schaden verliert man immer ein Herz.



So kämpfen wir uns durch diverse Gegner, verbessern unsere Ausrüstung, bis wir der Meinung sind, jetzt den Kampf gegen den amtierenden König aufzunehmen, sollte dieser Kampf gelingen, dann gewinnen wir das Spiel!

Im Spiel sind 6 Helden mit unterschiedlichen Eigenschaften enthalten und es gibt 4 unterschiedliche Könige/Königinnen jeweils in einer alten und jungen Version. Es gibt also ausreichend Abwechslung.

Kingscraft ist ein sehr fluffiges Spiel, denn jedem wird von Anfang an klar sein, worum es geht. Man verschafft sich einen Überblick über die Gegenstände, zumal die Spieler mit zufälligen Startkarten beginnen und sich nun daran setzen, die jeweiligen Bereiche zu verbessern. So klar, so “einfach” - nicht ganz so einfach dagegen sind die Kämpfe selbst - hier muss man eine kleine Einstiegshürde meistern, denn gerade zu Beginn sind nicht alle Symbole, gerade bei den Monstern 100% eindeutig. Und kann teilweise in etwas Arbeit ausarten: da werden bestimmte Gegenstände ausgenommen oder man muss die Würfel neu werfen, wenn bestimmte Werte zu sehen sind etc. Also Mathematik “Grundschule” sollte man beherrschen, aber wer das kann, wird die Hürde relativ schnell meistern.



Die bisherigen Partien haben mir auf jeden Fall Spaß gemacht und wenn beim Spielen noch ein wenig Trashtalk entsteht und man sich gegenseitig beim Würfeln anfeuert bzw. dem Gegenspieler eine Pechsträhne wünscht, dann kann hier eine tolle Stimmung entstehen. Und am Ende wird eine Person am Tisch das Hochgefühl erleben, den entscheidenden, siegreichen Wurf gegen den König zu haben und kann sich für den Rest des Abends dafür feiern lassen (oder?). Aber es kann auch toll sein, den König zu vertreten und dem Mitspieler den sicher geglaubten Sieg zu vermasseln.

So oder so ist David Kühn ein schönes Erstlingswerk gelungen, gerade im Bereich gehobenes Familienspiel bzw. seichtes Kennerspiel mit einer guten Mischung aus Planung und Glück.

__________________________________________________________________




Kingscraft von David Kühn
Erschienen bei Skellig Games
Für 2-4 Spieler in ca. 45-60 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig Games)