23.04.2024

Secret Identity


Es ist nun bald erstaunliche 70 Jahre her, als die allererste Sendung von „Was bin ich?“ im Fernsehen ausgestrahlt wurde…und mehr als 34 Jahre, seit die letzte Sendung lief. Und doch wurde und wird die Sendung bis heute viel und oft kopiert. Auch im Freizeitbereich. Dort wurde das Prinzip auch umgedreht, indem man einfach ein Post-It auf die Stirn geklatscht bekam (und reihum alle anderen auch) und man durch Ja/Nein-Fragen nicht herausfinden musste, welchen Beruf das gegenüber hat, sondern welche Rolle man selbst zugewiesen bekommen hat. Als lustiges Partyspiel für die heitere Runde oder um das Lagerfeuer ein wenig aufzupeppen durchaus geeignet. Und dann kommt da ein kleines Spiel namens Secret Identity um die Ecke und weckt Erinnerungen an uralte Fernsehsendungen (die bis heute immer noch oft kopiert und daher doch irgendwie präsent ist) und Post-Its auf der Stirn. Und doch ist es bei ähnlicher Ausgangslage doch alles ganz anders.


Schnappt man sich die eher kleinere Box ist man zunächst erstaunt, da sie doch verhältnismäßig schwer ist. Ausgepackt findet man viele Karten in zwei Größen, ein paar Pappschlüssel, kleine Holzwürfelchen und Playerboards für 6 Spielende sowie ein Wertungsbrett samt Anleitung. Jede/r schnappt sich ein Board samt des farblich passenden Holzwürfels (der auf die Wertungsleiste kommt) sowie den 8 farblich passenden Pappschlüsseln. Nun werden die Charakterkarten gemischt und acht Stück an die dafür gedachten, nummerierten Stellen des Wertungsbrettes angelegt. Als nächstes werden kleine Kärtchen gemischt, auf denen sich jeweils vier unterschiedliche Piktogramme finden und alle am Tisch bekommen jeweils 10 davon ausgeteilt. Nun kann es losgehen:

Alle ziehen einen goldenen Schlüssel und schauen sich die Nummer darauf an. Den Schlüssel schiebt man oben in das eigene Board hinein, damit niemand die Zahl sehen kann. Die Zahl gibt die eigene Identität vor, die man nun mit den Piktogrammen so gut beschreiben sollte, wie es geht. Maximal darf man drei Piktogramme auslegen. Diese schiebt man in sein eigenes Board und hat hierfür zwei Möglichkeiten: Entweder schiebt man die Karte an eine Stelle mit einem roten Punkt, was dann so viel heißt wie „dieses Bild trifft gar nicht auf meine Identität zu“ oder man schiebt sie an eine Stelle mit grünem Punkt, was dann natürlich bedeutet „dies beschreibt meine Identität sehr gut“. Die Krux ist, dass wir vier Runden spielen, man aber keine Piktogrammkarten nachziehen kann. Man muss also mit dem Haushalten, was man zu Spielbeginn bekommen hat (10 Stück). Da sowohl die Piktogramme als auch die Identitäten extrem bunt gemischt sind, schafft man es in der ersten Runde in der Regel problemlos, die eigene Identität gut zu beschreiben. Doch spätestens in Runde 4 ist extremes um die Ecke denken gefragt – wenn man nicht grade besonderes Glück mit seiner Piktogramm-Identitäten-Kombi hatte.


Doch wozu machen wir das überhaupt? Natürlich um Punkte zu bekommen. Nachdem nämlich alle ihre Piktogramme gesteckt haben, darf man bei sämtlichen Mitspielenden raten, um welche Identität es sich bei ihnen handelt. Dafür nehmen wir unsere eigenen nummerierten Schlüssel und schieben diese ebenfalls in die Boards der jeweiligen Spielenden. Ob die Runde dabei stillschweigen bewahrt oder Trashtalked bis sich die Tischplatte biegt, muss die Runde für sich entscheiden. Beides hat Vor- und Nachteile. Man sollte jedoch nicht zu viel verraten. Denn sobald alle Tipps gegeben wurden, wird Reihum offenbart, was die eigene Identität war und welche Tipps abgegeben wurden. Dafür klappt man einen Teil des eigenen Boards hoch, sodass die Schlüssel noch stecken, man aber nun die Zahlen auf den Schlüsseln erkennen kann. Das ist ein sehr nettes Gimmick (leider fleddern aber die Pappschichten der schmalen Stege zwischen den Schlüsseln nach häufigem Spielen leicht aus), bringt aber neben Vorteilen wie einer tollen Tischpräsenz und der schnellen Offenlegung auch Problemchen mit sich. Manchmal rutscht ein Schlüssel raus oder wird beim Einstecken versehentlich anderen gezeigt. Das kann mitunter auch mal nerven. Ob nun einfache Plättchen, die man verdeckt hinlegt besser wären, sei mal dahingestellt, denn die müsste man ständig wenden. Insofern sind die Boards also Fluch und Segen zugleich und man hätte es eigentlich nicht wirklich „besser“ machen können.


Viel wichtiger als das Material (denn immerhin haben wir hier ein Party- bzw. Kommunikationsspiel und da steht das Material in der Regel nicht an erster Stelle) ist der Spielspaß. Und der zündete in unseren Runden eigentlich immer vom Start weg und in allen Runden. Dabei ist aber Voraussetzung, dass man vor jeder Runde kurz abstimmt, ob denn allen am Tisch auch alle ausgelegten Persönlichkeiten etwas sagen. Aufgrund der echt tollen Mischung ist uns dies aber sogar in reinen Familienrunden mit unseren Kids gelungen. Dann spielt man eben reine Disney-/Marvel-/und ähnliches Runden. Das tut dem Spielspaß keinen Abbruch. Doch bei aller Begeisterung gibt es auch einen Haken. Grade wenn man mal so überhaupt keine passenden Piktogramme hat, kann Secret Identity auch gehörigen frustrieren. Natürlich sollte man zusehen, dass man zu Beginn möglichst wenige Piktogramme nutzt, um am Ende noch eine ordentliche Auswahl zu haben. Aber manchmal geht das einfach nicht, oder schlimmer, selbst wenn das geklappt hat, passen die maximal 28 Bilder, die man in Runde vier theoretisch noch haben kann, so gar nicht auf die eigene Identität. Dann legt man eben irgendwas und hofft, dass die anderen noch einen Zufallstreffen landen. Das kommt zwar zum Glück nicht so häufig vor, kann aber eben dazu führen, dass man im Anschluss nicht „nochmal!“ ruft.

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Secret Identity von Johan Benvenuto, Alexandre Droit, Kévin Jost, Betrang Roux
Erschienen bei Strohmann Games
Für 3 bis 8 Spielende in 20-40 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Strohmann Games)
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