Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir damals in der 11. Klasse in Freistunden draußen auf dem Schulhof saßen und Magic: The Gathering gespielt haben. Mehr als ein Vierteljahrhundert ist das jetzt schon her, unfassbar, wie schnell die Zeit doch rennt. Wirklich gut war ich nie, was vor allem daran lag, dass ich kein großes Geld in dieses Hobby investieren wollte. Ich hatte meine Startdecks und ein paar Booster und spielte eigentlich immer nur zum Spaß mit. Manchmal hab ich mir auch einfach Decks von anderen geliehen, die hier deutlich mehr Passion hatten als ich. Als vor einiger Zeit dann Mindbug veröffentlichte wurde, wurde ich hellhörig. Richard Garfield soll dran beteiligt sein, ein Spiel, dass fast „wie Magic“ ist, nur eben ohne Trading, einfach eine Box kaufen, fertig. Klang gut, kam bei mir aber dann doch nicht auf den Tisch. Mittlerweile haben es aber die Beyond-Standalone-Erweiterungen auf meinen Tisch geschafft und ich muss sagen, ich verstehe, warum das Spiel so beliebt ist.
Verzeiht mir, dass ich den Vergleich zum Ur-Mindbug nicht führen kann. Soweit ich informiert bin, bringen beide Erweiterungen im Vergleich zum Originalspiel aber schlicht jeweils eine neue Mechanik mit sich, sodass diese Wissenslücke hoffentlich nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Die Regelerklärung könnte ich mir leicht machen: Wir spielen Magic, aber ohne Farben und Manakosten, ohne Deckbau und die dadurch selbst-vorprogrammierten Kombomöglichkeiten, einfach reines auf die Mütze mit weniger Leben – nur nicht ganz so simpel wie Challengers, da wir hier immerhin noch auswählen, wann wir welche Karte spielen. Fertig. Ganz so leicht möchte ich es mir aber natürlich nicht machen, daher vielleicht doch ein kurzer Regelabriss: Beide Mitspielenden bekommen je zwei Mindbugs und einen Lebenszähler. Dann schnappen wir uns den Kartenstapel (und sortieren bei der Evolution-Erweiterung die namensgebenden Evolutionskarten aus), mischen diesen und geben beiden Spielenden je 10 Karten. Von diesen nehmen nun beide je 5 auf die Hand und stellen ihren Lebenszähler auf 3. Lot geht es:
Ziel ist es, dem Gegenüber die drei Lebenspunkte wegzunehmen. Dafür spielen wir Kreaturenkarten vor uns aus. Diese haben einen Stärkewert, bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten. Habe ich weniger als 5 Karten, darf ich jederzeit auf 5 aufziehen, sofern ich noch Karten in meinem Deck habe. Nun spielen wir abwechselnd und jede/r darf pro Zug entweder eine Karte ausspielen oder mit einer einzigen Kreatur angreifen oder (bei Evolution) die Aktion einer ausgespielten Kreatur nutzen. Spiele ich eine Karte aus, darf mein Gegenüber eine seiner/ihrer zwei Mindbug-Karten einsetzen. Macht er/sie das nicht, passiert auch nichts weiter. Macht er/sie das aber doch, verliert er/sie den Mindbug, bekommt aber dafür meine ausgespielte Karte und ich bin einfach nochmal dran. Da kommt also der Name des Spieles her. Der Grund dieser Mechanik ist recht einfach zu erklären: Mit diesem kleinen aber feinen Kniff, wurden die Ausspielkosten der Karten aus dem Spiel verbannt. Denn man kennt es ja: In so gut wie jedem anderen Spiel kosten Karten etwas. Schwache Karten kosten wenig, gute Karten kosten nichts. Und bis man mal eine gute Karte bezahlen kann, dauert es eben. Alles eine Sache des Balancings. Da Mindbug aber genau hierauf verzichtet…nun ja, brauchte es eben Mindbugs, um gewisse Balancing-Probleme zu lösen. Ein wirklich toller Kniff, der auch super funktioniert. Gleichzeitig kann man sich bei „guten“ Kreaturen eben nie sicher sein, ob man sie auch behalten kann – es sei denn, das Gegenüber hat schon beide Mindbugs verpulvert. Ein Angriff kostet das Opfer immer ein Leben, außer es verteidigt mit einer anderen Kreatur. Die schwächere der beiden verlässt dann das Feld bzw. bei Gleichstand beide. Für etwas mehr taktischen Tiefgang sorgen Keywords, wie man sie aus ziemlich allen TCGs kennt. Da gibt es Kreaturen, die dürfen 2x angreifen, solche, bei denen der Angreifer den Blocker auswählen darf, giftige Kreaturen die immer gewinnen, usw. Dazu gesellen sich Fähigkeiten die zu bestimmten Zeiten (beim Ausspielen, Angreifen, Verteidigen, Ablegen (bei Eternity). Gleichzeitig bringen manche Kreaturen auch dauerhafte Effekte. In der Evolution-Erweiterung können meine Kreaturen sich weiterentwickeln, was bewirkt, dass ich die Karte durch das höhere Level der gleichen Kreatur ersetze – ein wenig Pokemon-Feeling eben. In der Eternity-Erweiterung kann ich dagegen Karten boosten, indem ich Karten aus einem beliebigen Ablagestapel drunterlege. Jede dieser Karten verstärkt meine Kreatur um 1.
Und so kloppen wir uns munter fröhlich die toll gestalteten Kreaturen um die Ohren. Dass das ganze ein absolutes Glücksspiel ist, muss man hier fast nicht mehr erwähnen. Denn schließlich kann es durchaus sein, dass man bei den zu Beginn zugewiesenen 10 Karten ein goldenes Händchen oder eben doch die A-Karte hatte. Damit muss man hier aber leben. Kann man aber auch wunderbar. Denn Mindbug-Duelle dauern selten länger als 15 Minuten und dann spielt man eben mal schnell eine Revanche. Und für Nachschub ist mittlerweile mit den Battlefruits ja auch schon gesorgt. Wer hat da LCG gerufen?...
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Mindbug: Beyond - Eternity & Evolution
Erschienen bei Nerdlab Games
Für 2 Spielende in 15 - 25 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Nerdlab Games)
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