Heute werfen wir einen Blick auf „The First Tsar: Ivan the Terrible“, ein strategisches Eurogame von Stan Kordonskiy, bekannt durch Titel wie „Rurik: Dawn of Kiev“ und „Dice Hospital“. Veröffentlicht von Hobby World, führt uns dieses Spiel ins Russland des 16. Jahrhunderts, wo wir als Anführer einflussreicher Bojarenfamilien um Macht und Einfluss am Zarenhof ringen.
In „The First Tsar“ übernehmen 2–4 Spieler die Rolle rivalisierender Bojarenfamilien, die über vier Jahrzehnte (Runden) hinweg versuchen, ihre Machtbasis auszubauen und die Gunst des Zaren zu erlangen. Das Spielbrett zeigt eine detaillierte Karte Russlands mit vier Regionen, in denen Städte durch Wasserwege verbunden sind. Jede Stadt produziert unterschiedliche Ressourcen und bietet Platz für Gebäude der Spieler. Die Mehrheit in diesen Regionen bringt am Rundenende wertvolle Belohnungen.
Das Spiel kombiniert Worker-Placement mit Bietmechanismen und Area-Control-Elementen. Zu Beginn jeder Runde platzieren die Spieler ihre drei Bojaren in den fünf Kammern des Kremls, wobei sie optional Münzen beilegen können, um ihre Priorität zu erhöhen. Der Spieler mit dem höchsten Gebot in einer Kammer erhält eine Bonusaktion. Nach der Aktionsphase werden die Bojaren entsprechend der aktuellen Auftragskarten auf Städte auf dem Spielbrett entsendet.
Die Aktionen umfassen das Sammeln von Ressourcen, das Platzieren und Bewegen von Soldaten, das Erfüllen von Projektkarten (Bau, Handel, Militär) und das Erwerben von Titeln und Anwesen. Besonders wichtig ist die „Gunst des Zaren“-Leiste, die nicht nur bei Gleichständen entscheidet, sondern auch am Ende der Runden Punkte bringt.
Wer nach vier Runden die meisten Punkte sammeln konnte, hat den größten Einfluss bei Iwan dem Schrecklichen gewonnen – und damit das Spiel für sich entschieden.
Optisch macht The First Tsar richtig was her: Die Gestaltung trifft eine schöne Balance zwischen mittelalterlicher Atmosphäre und modernen Designelementen. Auch die Symbolik ist gelungen – alles ist klar, eingängig und wirkt durchdacht.
Spielerisch bekommen wir hier ein rundes Kennerspiel, das sich aus einigen bekannten Mechaniken zusammensetzt, diese aber sehr geschickt miteinander verwebt. Besonders gut gefallen haben mir der Bietmechanismus und das Area-Control-Element – beides sorgt für ordentlich Spannung am Tisch. Weniger gepackt hat mich die Rohstoff-Sammelei mit anschließendem Kartentausch. Das funktioniert zwar einwandfrei, ist mir persönlich aber mittlerweile etwas zu oft gesehen. Da bin ich einfach ein bisschen übersättigt.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt für mich das Thema: Iwan der Schreckliche wird zwar auf dem Cover und in der Anleitung prominent erwähnt, spielt aber im eigentlichen Spiel leider kaum eine Rolle. Ein bisschen mehr „Zar“ hätte da nicht geschadet – vielleicht ein Meeple, der über die Karte wandert und uns mal behindert, mal belohnt? Hätte dem Spiel noch etwas mehr Leben eingehaucht.
Unterm Strich ist The First Tsar aber ein wirklich gelungenes Spiel, das gerade Fans von Kennerspielen viel Freude machen dürfte – solide Mechaniken, schickes Design und ein schönes Maß an Interaktion inklusive.
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