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01.09.2025

Daitoshi


Die Kemushi-Saga hat Zuwachs bekommen!

Bitte was?! Kemushi? Sagt euch nichts? Dann helfe ich euch kurz auf die Sprünge: Mit der Kemushi-Saga hat sich Devir eine eigene Brettspielwelt aufgebaut – und alles begann mit dem Titel „Bitoku“. Mit „Daitoshi“ erscheint nun bereits der siebte (!) Titel dieser Welt. Weitere Titel sind Bitoku Resutoran, Yokai Ketch, Bamboo, Silk und Sand, allesamt ebenfalls im Original bei Devir erschienen.

Im Deutschen wird es dann schon etwas komplizierter, aber wir konzentrieren uns heute auf „Daitoshi“, das – wie zuvor auch Bamboo – bei Skellig Games erscheinen wird. Die Testversion, die mir vorliegt, ist das Original von Devir. Wundert euch also nicht, wenn es in der deutschen Version noch Änderungen oder Anpassungen geben sollte.


Innerhalb der Kemushi-Saga kann man die Entwicklung der Menschheit nachverfolgen: Während es in Bitoku noch sehr natürlich und mystisch zuging, befinden wir uns in Daitoshi nun quasi im Zeitalter der Industrialisierung, in dem Dampf mehr und mehr Einzug in die Industrie und das tägliche Leben hält. Wir übernehmen die Rolle eines Fabrikmagnaten, der mithilfe seiner Fabrik und neuen Erfindungen die Stadt Daitoshi zu Größe und Ruhm führen will. Dabei wird die Stadt ständig weiter ausgebaut – und gleichzeitig entsteht ein riesiger Apparat, der noch mehr Fortschritt bringen soll.

Doch eines ist klar: Die Natur leidet darunter. Wälder, Flüsse, Höhlen – all das wird durch den technischen Fortschritt zurückgedrängt. Die Yokai, spirituelle Naturgeister, sind darüber alles andere als erfreut...



In Daitoshi bewegen wir uns mit unserem Magnaten durch die ringförmige Stadt und können pro Zug ein bis zwei Bezirke weit reisen – mit Hilfe von Dampf sogar weiter. Auf dem eigenen Spieltableau ist dies elegant gelöst: Wasser und Kohle bilden eine Symbiose. Wenn ich Kohle erhalte und zuvor schon Schritte auf der Wasserleiste gemacht habe, bewege ich meinen Marker zurück Richtung Zentrum und erhalte pro Schritt z. B. 3 Dampfeinheiten. Umgekehrt funktioniert es ebenso.

In den Bezirken erhalten wir Wasser oder Kohle durch eine Ausbeutungsaktion. Zusätzlich bekommen wir einen farbigen Arbeiter, den wir in unsere Fabrik einsetzen können, und wir müssen ein Ausbeutungsplättchen auf unser Protokoll legen. Diese Plättchen gibt es für Fluss, Wald, Gebirge und Untergrund. Ein einzelnes Plättchen ist unproblematisch, doch sobald man ein zweites vom gleichen Typ erhält, verärgert man die entsprechenden Yokai – was zu Einschränkungen führt:

  • Untergrund: Maximal 2 statt 6 Arbeiter in der Fabrik
  • Wasser: Verringerte Ausbeute bei der Produktion
  • Gebirge: Höhere Dampfkosten für weitere Fabrikspalten
  • Wald: Dampferzeugung sinkt von 3 auf 2

Zwischen den Runden kann man versuchen, diese Plättchen wieder loszuwerden, um die negativen Effekte aufzuheben.

Darüber hinaus kann man in den Bezirken weitere Aktionen durchführen:

  • Stadt vergrößern, indem man Baumaterialien abgibt
  • Bezirke elektrifizieren, was Energie kostet
  • Handel mit Dampf und Luxusgütern treiben
  • Neue Erfindungen in der eigenen Fabrik installieren

Ein Bezirk bietet auch ein Jokerfeld, bei dem man eine beliebige Aktion wählen kann. Sollte sich in einem Bezirk die Mega-Maschine befinden, kann man auch deren Aktion nutzen oder sich am Ausbau beteiligen. Dafür muss man eine Erfindung sowie viele Rohstoffe abgeben, erhält dafür aber eine mächtige neue Erfindung für die eigene Fabrik.


Wenn man seinen Magnaten in einen Bezirk bewegt, gibt es drei mögliche Felder:

Das mittlere kostet einen Dampf und erlaubt das Einsetzen eines farbigen Arbeiters (Farbe meist vorgegeben) sowie kleine Boni.Ist es besetzt, kann man das linke Feld wählen, drei Dampf zahlen und ebenfalls einen Arbeiter einsetzen (auch um andere zu verdrängen).Oder man nutzt das rechte Feld für eine einfachere Aktion ohne Arbeiter.

Neben dem sogenannten „Stadt-Spielzug“ kann man auch einen Produktions-Spielzug durchführen. Dabei aktiviert man alle Erfindungen in seinen Fabriken – drei Gebäude, die jeweils Dampf kosten. Je nach Erfindung erhält man Rohstoffe, Punkte oder Boni. Als aktiver Spieler profitiert man doppelt: mehr Rohstoffe und schnellerer Fortschritt in der Erfindungsentwicklung. Nur der aktive Spieler darf zudem einen Pilger auf einen der vier Naturpfade schicken, um die Yokai zu besänftigen.

Weitere Einnahmequellen bieten Fortschritte auf der Prestigeleiste oder durch den Wurmrad-Bus. All das im Detail zu erklären, würde zu weit führen – aber ihr habt sicher schon einen guten Eindruck.

Die vier Naturpfade fungieren zudem als Endspiel-Trigger: Sobald in einem Pfad so viele Plättchen entfernt wurden, dass eine Markierung sichtbar wird, endet das Spiel. Eine letzte Runde  wird gespielt, und es folgt die Endwertung. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.



Der Autor Dani Garcia ist kein Unbekannter: Mit Barcelona und Die Blumenstraße hat er bereits bewiesen, dass er herausragende Spiele entwickeln kann. Auch Daitoshi ist ein beeindruckendes Werk – ein echtes Expertenspiel, das kaum Zufallselemente enthält und stark auf Planung und Synergien setzt.

Und ja – es macht Spaß! Die thematische Einbindung ist gelungen. Natürlich hätte man auch ein anderes Thema wählen können, doch hier passt alles gut zusammen und macht das komplexe Spiel zugänglicher.

Aber: Die Anleitung ist – wie leider häufiger – sehr unübersichtlich. Der Aufbau verwirrt eher, als dass er hilft. Alles wirkt dadurch komplexer, als es eigentlich ist. Das ist schade, denn die Einstiegshürde wird dadurch deutlich erhöht, vor allem bei längeren Pausen zwischen den Partien. Auch die Optik trägt dazu bei: Zu Beginn ist das Spielbrett sehr überladen, später auch das eigene Tableau. Die Struktur der Bezirke ist ungewohnt – die eigentlichen Aktionsfelder sind recht unscheinbar, während die Kosten und Belohnungen riesig wirken und zunächst wie Aktionen aussehen.


Positiv: Die elektrifizierten Bezirke sind farblich gut zu erkennen.
Negativ: Der Zwei-Spieler-Modus ist etwas mühsam. Ein dritter, neutraler Magnat blockiert Felder – ein zusätzlicher Schritt, den man leicht vergisst. Auch die Mega-Maschine bewegt sich gegen den Uhrzeigersinn, muss aber stets grob passend zum Bezirk stehen – das ist optisch nicht immer eindeutig gelöst.

Das klingt nun vielleicht sehr kritisch, aber es ist Kritik auf hohem Niveau. Denn: Daitoshi ist ein großartiges Expertenspiel, das sich ein wenig selbst im Weg steht. Wenn man sich mit der Optik und Anleitung arrangiert, entfaltet es ein herausragendes Spielerlebnis – mit Tableau-Building, Worker-Placement und Ressourcenmanagement, die perfekt ineinandergreifen.

Wenn ihr die Kemushi-Saga mögt – insbesondere Bitoku – solltet ihr auch Daitoshi ausprobieren. Aber auch alle anderen Fans komplexer Eurogames sollten einen Blick riskieren. Ich werde auf jeden Fall noch einige Partien spielen – es gibt noch viel zu entdecken!

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Daitoshi von Dani Garcia
Erschienen bei Skellig Games / Devir
Für 1-4 Spieler in ca. 120 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig Games)