Ich falle mal mit der Tür ins Haus: Haunted Lands sticht
unmittelbar mit einer richtig schönen Optik und tollen funktionalen Holzhäuschen
ins Auge. Die Komponenten sind wirklich mehr als ordentlich produziert und
gleichzeitig funktional (die Holzhäuser haben am Dach Einkerbungen, in die wir
unsere kleinen Holzmarker legen, um diese Gebäude als „unsere“ zu markieren).
Die Optik ist hübsch anzusehen und das Board sieht am Spielende wie die
Landkarte aus einem Märchen aus (ja, auch mit den ganzen Geistern). Außerdem
bietet die Schachtel ganz viel Varianz, da wir nie alle Komponenten nutzen und
z.B. die Landkarte zufällig zusammengepuzzelt wird. Das alles klingt super,
macht aber natürlich noch lange kein super Spiel aus. Ist Haunted Lands also
vielleicht nur ein optisch verlockender Blender?
Das Spiel läuft über drei Jahreszeiten mit je drei Runden, in
denen wir nacheinander unsere Züge machen. Jede/r von uns hat ein eigenes Tableau
mit Aktionschips: welche zum Laufen (zu Beginn 4), welche zum Ernten (1),
welche zum Häuser bauen (1) und welche zum Geister verjagen (1). Diese Chips
liegen sortiert im Dual-Layer-Board und nebendran haben wir jeweils weitere
Plätze, um uns neue Chips zu kaufen – was wir natürlich tun möchten. Denn
sobald ich einen Chip genutzt habe, muss ich diesen umdrehen und kann ihn erst
wieder in der nächsten Runde nutzen. Um an Geld zu kommen brauche ich
Rohstoffe. Diese bekomme ich entweder, in dem ich auf ein Feld laufe und dort
ernte oder indem ich ein Gebäude baue, dass zwischen den Runden automatisch für
mich erntet (aber nur, wenn kein Geist benachbart steht). Mit diesen Ressourcen
kann ich in die Stadt laufen, um sie dort auf dem Markt zu verkaufen und mir
danach in den umliegenden Vororten neue Chips oder auch spezielle Fähigkeiten
zu kaufen. Rohstoffe und Geld kann ich aber auch durch das vertreiben von
Geistern erhalten, wobei hier manchmal auch Siegpunkte winken. Siegpunkte
bekomme ich aber auch durch das Bauen von Gebäuden.
Hat eine Person alle eigenen Aktionschips aufgebraucht, ist
die nächste Person an der Reihe, bis alle fertig sind. Dann darf die aktuell im
Siegpunktranking letzte Person vier Geister auf dem Spielbrett postieren – muss
vorher aber dien Feldtyp auswürfeln. Geister blockieren dabei nicht nur benachbarte
Produktionsgebäude sondern haben einen semi-kooperativen Kniff: Gibt es vom erwürfelten
Feldtyp nicht mehr genügend Felder für alle 4 Geister, gehen sie in die Vororte.
Sind alle Vororte mit Geistern besetzt oder aber alle Geister auf dem Spielfeld
– verlieren alle gemeinsam das Spiel. Anschließend ernten alle eigenen Gebäude,
bevor die neue Runde startet. Am Ende einer jeden Jahreszeit wechselt dann noch
die Karte, die anzeigt, wie viele Chips wir brauchen, um Geister zu vertreiben
(von 1in Runde 1 bis 3 in Runde 3) und welche Boni sie bringen. Fest steht
also: Ich muss zwingend Vertreiben-Marker kaufen, wenn ich Geister verjagen
will. Und das will ich, denn sie blockieren meine Gebäude. Insofern ist der
eigene Spielweg entlang einer Partie durchaus festgelegt und in jeder Runde ähnlich.
Das Spiel endet nach neun Runden und es gewinnt, wer die meisten Siegpunkte
(nach der Schlusswertung) einfahren konnte.
Mechanisch ist Haunted Lands durchaus solide und spiel sich
durchaus angenehm interaktiv. Ob nun Felder vor der Nase wegschnappen oder
Geister auf den Hals hetzen, für Stimmung ist gesorgt. Lustigerweise erinnerte
mich dieses Positionsspiel im Zusammenhang mit dem Bauen von Gebäuden auf
taktisch sinnvolle Ressourcen ein wenig an Catan mit der Städte & Ritter-Erweiterung.
Und genau in dieser Zielgruppe bewegt sich das Spiel meiner Meinung nach auch:
gehobenes Familien- bzw. seichtes Kennerniveau und macht in dieser Hinsicht
sehr vieles sehr richtig. Im Kern bauen wir uns hier eine kleine,
übersichtliche Engine auf und haben dadurch ein wirklich nettes Gateway-Game mit
hohem optischen Aufforderungscharakter. Mir persönlich war dann nach einigen
Partien trotz der gebotenen Varianz ein wenig zu wenig Abwechslung geboten oder
besser gesagt fehlte mir dann doch der taktische Tiefgang ein wenig. Bis dahin
hatte ich aber wirklich Spaß mit dem Teil. Interessant, hübsch, nett, leicht
fordernd und interaktiv ohne all zu gemein zu sein. Eigentlich alles positive
Dinge, die mir bei dem Spiel einfallen. Am Ende ist Haunted Lands weder
überwältigend noch besonders neu oder mit irgendwelchen Superlativen zu beschreiben.
Es ist hübsch und nett und macht (wenn vielleicht auch nur für eine begrenzte
Anzahl an Partien) durchaus Spaß. Um also meine Eingangsfrage zu beantworten: Nein, es ist definitiv kein Blender. Daher frohes Geisterjagen! "Who you gonna call…?"
__________________________________________________________________
Haunted Lands von Leonardo Romano
Erschienen bei MM-Spiele
Für 2-4 Spielende in 60 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier MM-Spiele)
*es handelt sich um einen Affiliate-Link. Für Euch entstehen keine zusätzlichen Kosten, wir erhalten eine kleine Provision.




