22.06.2020

Domination


Hier ist der Name Programm – denn es geht um nichts anderes, als die Welt zu dominieren. Entweder als Alliierten die Achsen-Mächte im Zaum halten, oder aber als Achse die Welt unterjochen. Klingt episch, klingt groß, und genau diese War-Game-Weltkriegskonstellation wirft uns Domination auf den Tisch und verspricht: Viel Spaß, es dauert auch nur 90 Minuten. Na dann, rein ins Vergnügen! 


Vor uns aufgebaut erstreckt sich eine Weltkarte, mit relativ abstrakten Regionen, die dennoch die typischen geografischen Formen aufweisen. Es gibt Land, Meer und Küste und entsprechende Verbindungen zwischen den Gebieten, die entweder nur von Land- oder nur von Wassereinheiten überwunden werden können. Und dann bekommt jede*r noch eine Technologiebrettchen – hui, jetzt wird’s spannend. Darauf werden Würfelchen in bunten Farben ausgelegt und es wird schnell deutlich, dass wir uns entlang der abgebildeten Tech-Trees entwickeln können. Nun werden noch die Starteinheiten auf dem Brett verteilt, die Karten gemischt und schon kanns losgehen. Die Qualität des Materials ist dabei durchaus solide – wohlgemerkt, dass es sich bei meiner Kopie noch um einen Prototypen handelt, was man vor allem bei der Anleitung sieht. Diese wird im fertigen Produkt dann um Meilen besser sein, daher keine Kritik dafür. Das Brett, die Karten und der Rest sind gut! Sogar ich hatte schon 3D-gedruckte Miniaturen dabei, wo sich die Panzer der verschiedenen Nationen unterschieden haben – Großartig! Ich denke auch, dass die Miniaturen am Ende bestimmt sogar noch besser sein werden. Doch genug zum Material, wie geht’s nun?


Erschreckend einfach, wenn man die erste Hürde genommen hat. Und darin liegt definitiv die Stärke von Domination. Es überfrachtet nicht, wie andere Vertreter des Genres, die Spieler*innen mit enorm vielen Regeln, um Tiefe zu erzeugen. Nein, hier wird alles über Karten gesteuert, und dennoch hat man das Gefühl, dass es so viele Möglichkeiten gibt, die man am liebsten alle sofort ausführen möchte. Jede*r spielt reihum eine Karte. Das wars. Krass einfach, oder? Manchmal haben einige Beteiligte eine Karte mehr, die sind dann halt einmal mehr dran. Diese Karten erfüllen dabei mehrere Funktionen zugleich – ein Merkmal womit auch schon Mini-WW-II, der Vorgänger, glänzte. Man kann die Karte in drei Arten spielen: Entweder nutzt man die Operation-Points oben links in der Ecke, oder das Entwicklungssymbol oben rechts oder aber, wenn die Farbe am unteren Ende der Karte zur eigenen Nation passt, dann den Effekt der Karte. Mit den Operation-Points passieren genau die klassischen Dinge: neue Einheiten Einsetzen, Einheiten bewegen, feindliche Einheiten zerstören. Das schöne an Domination ist, dass der Kampf zu Null-Komma-Nix glücksabhängig ist. Wenn man in Reichweite ist und genügend OP hat, dann zerstört man einfach. Boom! Dieser Umstand führt zu interessanten Frontverläufen, da man sich nicht zu nah an feindliche Einheiten heranbewegen will, man nicht selbst direkt einen Angriff starten kann. Wie viel das alles kostet, hängt übrigens von der jeweiligen Entwicklungsstufe im Tech-Tree ab. Ich selbst habe es als sehr effizient empfunden, meine Zerstörungskraft zu verbessern, denn diese kann man von 3 auf 1 OP senken, das Einsetzen von Einheiten wird jedoch immer mindestens 2 OP kosten. Auf lange Sicht ist man daher im Vorteil.


Auch kann man, wie bereits angesprochen die Karte zur Entwicklung nutzen, dabei jedoch nur eine pro Runde, was dann doch stark ans Abwägen geht, wohin man sich entwickeln möchte. Hier bietet das Spiel enorm viele Möglichkeiten: Von der bereits erwähnten Verbesserung der Grundaktionen über Spionage beim Feind oder aber der Entwicklung von Bombentechnologie ist alles machbar. Diese Auswahl wird durch die Karteneffekte noch übertroffen, sie hier aufzuführen sprengt den Rahmen und nimmt euch die Überraschung, sie zu entdecken. Nur soviel: Man kann dem Feind zum Beispiel auch mit finanzierten Widerstandskämpfern im eigenen Land schaden – großartig! 

Ihr merkt, es ist sehr kartengesteuert. Um hier dann auch noch den letzten Glücksaspekt zu minimieren, werden diese Karten gedraftet. Man weiß, was man seinen Gegenspielern gibt! Und wie viel Freude Drafting in einem taktischen Kartenspiel macht, brauche ich hier wohl niemandem erläutern. 


Alles in allem macht Domination vieles richtig. Wohlgemerkt: Es ist und bleibt ein Kriegsspiel. Es ist ein andauerndes vor und zurück der Front. Mal wird man vom Gegner ordentlich zusammengequetscht, mal kann man selbst die Oberhand gewinnen. Es ist ein Gemetzel über die ganze Welt, was vor allem zu viert ordentlich Spaß macht (zu zweit oder dritt geht’s auch, doch glänzt Domination erst in voller Besetzung). Es hält sich auch an seinen Rahmen: Wenn es alle können und niemand sehr lang grübelt, spielt man den WWII in 90 Minuten. Zur „ersten Edition“, dem Vorgänger Mini-WWII hat sich einiges verbessert, zum Beispiel ist die Karte geografischer geworden. Doch das wohl beste Upgrade ist der Tech-Tree, den man jetzt munter hochentwickeln kann und nicht mehr irgendwie durch Karten anzeigen muss. Ob einem die düsterere Aufmachung gefällt, oder doch lieber die Sandtöne des Vorgängers, ist Geschmackssache. 

Um es kurz zu machen: Hast du und im besten Fall drei weitere, Lust auf ein Kriegsspiel, in dem alles zusammenpasst, die Kartensteuerung wirklich gut ist und Glück keine große Rolle spielt? Na dann, worauf wartest du? Schau’s dir an!!!


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Dominion von Wei-Cheng Cheng
Erscheint bei Phalanx Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 90 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek Link



sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Phalanx Games)