Heroes of Timeline des Autors Oleh Shyianovskyi ist ein abstraktes Strategiespiel für zwei Personen. Es besticht durch sehr schlanke Regeln und eine kurze Spielzeit. In der Regel dauert keine Partie länger als 30 Minuten - oftmals deutlich kürzer. Das Spiel ist das Erstlingswerk des Autors und laut seiner Aussage hat er sich mit Heroes of Timeline selbst genau das Spiel designed, welches er immer schon eimmal spielen wollte und es aber noch nicht gab. Der Titel erscheint im eigens für das Spiel gegründeten Verlag und ist in Deutschland am einfachsten auch über die Homepage von Heroes of Timeline Ltd. zu erwerben.
Bei Heroes ot Timeline führen wir Teams von Helden gegeneinander in die Schlacht. Am Ende gewinnt, wer das gegnerische Team eleminieren konnte oder über fünf Runden am häufigsten das Spielbrett dominiert hat. Im vorliegenden Basisspiel sind vier Heldenfraktionen enthalten, welche mit drei verschiedenen Schwierigkeiten gerated sind. Laut dem Autor sind Erweiterungen zu dem Titel in Planung. Gespielt wird auf einem Spielbrett in Hexagonform, welches aus 127 kleinen Hexagonfeldern besteht. Aufgeteilt ist das Brett in sechs Sektoren, welche sich gleichmäßig um ein zentrales Hexfeld anordnen. Dominiert man dieses am Rundenende, so gewinnt man die Spielrunde. Beherrscht niemand dieses Feld so wird geschaut, wer die meisten Sektoren kontrolliert.
Angelegt ist Heroes of Timeline in einem Fantasysetting, welches allerdings nicht wirklich beschrieben wird. Die vier Teams Dragon Hunters, The Institute, Guards of Widgat und Hidden Temple haben allerdings schon jewiels eine Hintergrundgeschichte und ein teamumgreifendes Thema bekommen. So richtig übereinbringen konnte ich die verschiedenen Hintergünde jedoch nicht. Sie scheinen sich jedenfalls aus irgendwelchen Gründen irgendwo auf der Zeitline zu treffen und sich dort zu duellieren. Alles ein wenig abstrakt. Dies ist aber auch nicht so unpassend. Abgesehen vom Thema ist Heroes of Timeline nämlich ein abstraktes Strategiespiel. Dies merkt man dem Spielmaterial und der Gestaltung des Brettes auch sehr an. Es ist sehr funktional gehalten und auf dem Spielbrett sind im Grunde wirklich nur Hexfelder in blauen Farbtönen angeordnet. Davon wiederum heben sich die adretten Anime-Illustrationen der Grafikerin Viktoria ab, welche sich auf den Team- und Charakterkarten sowie den Pappteilen für die Helden-Bases wiederfinden. Besagte Heldenfraktionen wirken ein wenig wild zusammengewürfelt. Thematisch kommen sie wohl aber auch einfach von irgendwoher aus der Zeitlinie.
Bei Heroes of Timeline bestehen die zu spielenden Teams aus 3-5 Helden. Jedes Team hat eine für das Team geltendende Spezialfähigkeit. Am Beginn der Partie platzieren die Spielenden erst einmal jeweils sechs Mauerteile in den drei Sektoren, welchen ihnen am nächsten sind. Danach geht es weiter mit dem Aufstellen der Helden in der eigenen Aufstellzone. Beide Vorgänge werden jeweils abwechselnd vollzogen. Und so geht es im Grunde auch das komplette Spiel weiter bis entweder ein Team komplett eleminiert wurde oder die fünf Spielrunden vorbei sind. Am Anfang einer Runde werden aber noch etwaige Sonderfähigkeiten aktiviert, welche am Rundenbeginn triggern und am Rundenende wird zu einem entschieden, wer die Runde gewinnt und der Verlierer noch mit dem Börds Punishment Pappteil bedacht.
Die eigentlichen Spielzüge hingegen laufen so ab, dass die Person am Zug sich dafür entscheidet, welchen Helden sie aktiviert. Dadurch kann sie die Figur dann bewegen und anschließend einen Angriff ausführen. Bereits aktivierte Helden können in der gleichen Spielrunde nicht noch einmal für eine Hauptaktion aktiviert werden. Erneut in das Geschehen eingreifen können sie nur, wenn ein Team in Unterzahl ist. Dann darf die das Team spielenden Person noch einen Reaktionszug mit einem bereits aktivierten Helden ausführen. Dieser Reaktionszug ist aber deutlich schwächer als die eigentliche Aktion.
Bei den Angriffen wird unterschieden zwischen Nahkampf- und Fernkampfangriffen. Abgesehen von dem Helden Greg können alle Helden beide Angriffsformen - jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen. Helden unterscheiden sich nämlich durch die folgenden Punkte: Mögliche Bewegungspunkte, Reichweite für Fernkampf, Spezialfähigkeit sowie der Anzahl der Schildmarker. Letztere montiert man zu Spielbeginn nach freiem Gusto an der Base des eigenen Helden. Es wird unterschieden zwischen normalen Schildmarkern oder besonderen Schildmarkern. Es sind aber stets weniger Marker als die sechs Seiten, welche man an der Heldenfigur schützen will. Und hier kommen wir zum springenden Punkt im Kampf bei Heroes of Timeline. Ein Treffer auf einer nicht mit Schild geschützen Seite führt zur unmittelbaren Eleminierung des Helden aus dem Spiel. Treffer auf die Schildmarker wiederum downgraden oder zerstören Schilder. Nahkampfangriffe auf normale Schilder durchbohren diese sogar und führen ebenfalls zum unmittelbaren Ausscheiden der Helden.
Diese Treffer-Eleminierung-Verbindung führt dazu, dass man sehr geneigt ist nicht aus der Deckung zu kommen und den ersten Schritt zu machen. Nicht selten führt ein Angriff auf eine Figur zu einer Kaskade von Angriffen, so dass man sich gegenseitig vom Brett nimmt. Dies fühlt sich dann ein wenig wie Schach an. Heroes of Timeline ist auch ein Spiel mit komplett offenen Informationen und nicht der geringsten Prise Zufall. Es funktioniert im Grunde auch nur, wenn die beiden Spielenden die Fähigkeiten der beiden Teams gut im Blick haben. Dankbarer Weise gibt es jede Teamkarte zweimal, so dasss man sich immer für die Fähigkeiten und Werte der Figuren des anderen Teams selbst ein Bild machen kann. Einer meiner Mitspieler meinte, dass das Ganze ein wenig was von "wer sich als erster bewegt, der verliert" hat. Ich bin mir sicher, dass da wirklich was dran ist und deshalb der Autor das Punishment Papptoken ersonnen hat. Es geht immer an den Verlierer der letzten Runde. In der Regel ist dies die Person, welche sich am wenigsten aus der Deckung bewegt hat und somit keine Dominanz erlangen konnte. Sowieso hinten liegend bekommt man durch das Punisment Token dann auch noch einen Malus aufgedrückt. Dies fühlt sich falsch an, denn hinten liegend sind die eigenen Chancen ja eh schon schlechter. Um ein wenig Bewegung ins Spiel zu bringen und das Einturtlen zu vermeiden ist einer derartige Regel aber wohl zwingend nötig.
Ich muss leider sagen, dass Heroes of Timeline mich leider nicht gepackt hat. Seine Stärke hat es sicher darin, dass es ein sehr zugängliches abstraktes Strategiespiel für zwei Personen im Fantasygewand ist. Es hat wirklich äußerst einfache Regeln. Einzig das im Blick halten der Fähigkeiten der sechszehn Helden ist eine kleine Herausforderung bzw. Einstiegshürde. Nach ein paar Partien ist dies aber auch keine Schwierigkeit mehr. Kennt man diese Fähigkeiten, dann spielt sich der Titel wirklich sehr flott, sofern die Spielenden nicht in Analysis Paralysis verfallen. Am Ende ist es bei Heroes of Timeline einfach so, dass ein kleiner Fehler ziemlich umumgänglich die Partie entscheidet. Hat man einen Helden verloren und der oder die andere SpielerIn nicht, so war es das zumeist. Es ist eben zu entscheidend. Dies ist nicht so mein Ding. Gut daran finde ich jedoch, dass dies dann einzig an den Entscheidungen der SpielerInnen liegt und man bei Heroes of Timeline nicht durch Zufall ins Hintertreffen gelangen kann. Gar nicht sicher bin ich mir jedoch angesichts der Balancings. Das Spiel ist von den Fähigkeiten her total asymmetrisch. Vier Teamfähigkeiten und sechszehn verschiedene Helden mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Stats. Dazu dann noch unterschiedliche Teamgrößen von 3-5 Helden, welche durch schwächere Reaktionszüge ausgeglichen werden sollen. Meines Ermessens ist sowas gar nicht richtig zu balancen. Weiterhin kann es ja auch nicht wie bei anderen Spielen über das Spielgeschehen mit wachsender Spielerfahrung passieren. Heroes of Timeline ist ja ein Zweipersonenspiel. Es greift keine andere Macht ein und gleicht aus. Folglich sehe ich den Titel als abstraktes Strategiespiel ein wenig kritisch und würde persönlich lieber eher zu wirklich abstrakten Spielen mit symmetrischen Setup greifen. Schade finde ich auch, dass die Helden mit Bases plus Pappaufstellern repräsentiert werden und das Board so dröge daherkommt. Die Schildmarker finden zudem in den Bases auch nicht wirklich sicheren Halt. Zudem kommen die Mauern als lila Plastikteile daher, welche kleiner als die Helden selbst dimensioniert sind. Hier hätte man mit Miniaturen und einfachen Gestaltungsmitteln auf dem Spielbrett ein wenig mehr Immersion schaffen können. Dies wäre auch sicher gut weil der Titel am ehesten wohl seine Zielgruppe im Bereich von Casualganern mit Animebezug findet. Schachtel und Kartengestaltung machen in die Richtung auch wirklich durchaus etwas her. Meine Baustelle ist Heroes of Timeline nicht, für ein Erstlingswerk finde ich es aber durchaus ein beachtliches (Produkt-)Design.
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Heroes of Timeline
Autor: Oleh Shyianovskyi
Erschienen bei Heroes of Timeline Ltd.
Für 2 Spieler*innen ab 14 Jahren.
Spieldauer etwa 20-40 Minuten