Kann man sich eigentlich allein ärgern?
Mit For One: Mensch ärgere Dich nicht geht die Solo-Reihe von Schmidt Spiele und Dr. Reiner Knizia in die nächste Runde. Nach vier Titeln im ersten Durchgang (alle positiv rezensiert bei den BoardgameMonkeys, unter anderem Kniffel) nimmt sich der Altmeister diesmal dem deutschen Spieleklassiker schlechthin an. Ein Spiel, das wie kaum ein anderes für Schadenfreude, Pöppelschubsereien und fiese Interaktion steht, wird nun zur Solo-Challenge. Und damit stellt sich zwangsläufig die Frage: Kann das überhaupt funktionieren?
Spielablauf: Pöppel ziehen gegen sich selbst
Im Zentrum steht eine klassische Mensch ärgere Dich nicht-Laufbahn, allerdings zunächst ohne Gegner. Gespielt wird mit den roten Figuren, die aus dem eigenen Startbereich über die Laufbahn ins Ziel gebracht werden müssen. Gesteuert wird über einfache Würfelwürfe – mit einem Würfel in den frühen Kapiteln, mit zweien später. Die Felder sind je nach Level mit Plättchen versehen, die beim Betreten geschlagen und gewertet werden. Je nach Kapitel bedeutet das: Minuspunkte vermeiden, Pluspunkte sammeln, Figuren in die Zielzone bringen oder später gegnerische Pöppel ausmanövrieren und schlagen.
Die Herausforderung in For One: Mensch ärgere Dich nicht entsteht über die 12 Level im Challenge-Heft, die zunehmend neue Elemente, Regeln und Gegner (z. B. gelbe, schwarze oder grüne Figuren) einführen und dadurch eine gewisse Lernkurve erzeugen. Dabei gibt es, wie in der Serie üblich, eine Rückmeldung zum Abschneiden in Bronze, Silber und Gold.
Klappt erstaunlich gut – zumindest technisch
Was man For One: Mensch ärgere Dich nicht zugutehalten muss: Die Solo-Variante funktioniert. Und sie tut das nicht als reiner Highscore-Modus, sondern über klare Levelstrukturen mit Zielen, Fortschrittsgefühl und gestaffelten Auszeichnungen. Wer ein Level geschafft hat, kann direkt das nächste angehen oder sich mit besseren Ergebnissen messen – das motiviert.
Positiv fällt auch auf, wie konsequent das Spielgefühl des Originals in eine Soloform überführt wurde. Auch allein hat man die bekannten Abläufe vor sich: Figuren ins Spiel bringen, auf der Laufbahn taktieren, in den Zielbereich retten. Und tatsächlich: Manche Level fordern ein gutes Vorausdenken, ein gewisses Timing, und Knobeleien, bei denen man Optionen abwägt und Risiken einpreist. Die Level bauen dabei angenehm aufeinander auf, und spätestens in Kapitel 3 mit den gegnerischen Figuren kommt eine neue Dynamik ins Spiel.
Wenig Einfluss, viel Würfel
Trotzdem hinterlässt For One: Mensch ärgere Dich nicht einen zwiespältigen Eindruck. Der zentrale Schwachpunkt ist schnell benannt: das Würfelglück. Alles im Spiel hängt von ihm ab. Entscheidungen bestehen oft lediglich darin, mit welcher Figur ich den Wurf umsetze und die bestmögliche Option liegt dabei fast immer auf der Hand. Das eigentliche Spielgefühl entsteht so nicht aus Planung oder Kreativität, sondern aus dem Abarbeiten von Wahrscheinlichkeiten. Und wenn diese nicht mitspielen, kann ich das auch nicht ändern.
Hinzu kommt: Die Balance der Level schwankt deutlich. Einige sind schnell erledigt, andere scheinen ohne eine Kette von Glücksmomenten kaum zu schaffen. Wirklich strategische Vielfalt oder kreative Lösungsansätze bietet das System kaum – oft entscheidet der Würfel allein über Erfolg oder Misserfolg.
Im direkten Vergleich zur Kniffel-Variante derselben Reihe fällt das besonders auf: Auch dort spielte Glück eine große Rolle, aber dort hatte man gefühlt mehr Kontrolle über das Ergebnis, mehr Gestaltungsspielraum, mehr Taktikgefühl. Hier bleibt häufig das Gefühl, dass man nicht spielt, sondern zusieht, wie sich der Würfel durch das Level arbeitet.
Fazit: Reizvoll, aber nicht zwingend notwendig
For One: Mensch ärgere Dich nicht funktioniert. Es motiviert kurzzeitig. Und wer ein paar ruhige Minuten sucht, bekommt hier ein solides Solospiel mit vertrautem Ablauf und einem gewissen Suchtfaktor. Der Wunsch, es noch einmal zu versuchen oder doch noch Gold zu holen, ist real. Und doch bleibt am Ende das Gefühl: Gebraucht hätte es das nicht unbedingt.
Ein respektabler Eintrag in die For One-Reihe – aber nicht der stärkste. Wer mehr Einfluss sucht, greift besser zu einem der anderen Titel, sonst ärgert man sich am Ende doch noch zu sehr.
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For One: Mensch ärgere Dich nicht von Reiner Knizia
Erschienen bei Kosmos
Erschienen bei Kosmos
Für 1 Spielende(n) in ca. 5-10 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)




