30.04.2020

Biber Gang


Nachdem ich vor einigen Monaten in bierseliger Gesellschaft viel Spaß mit einer osteuropäischen Version von Biber Bande hatte, war ich mehr als gespannt auf die „Fortsetzung“ Biber Gang. Und, oh mein Gott, wie viel brachialer ist die Gaudi mit diesem neuesten Ableger der Kartenspiel-Reihe – auch gänzlich ohne Alkoholeinfluss.

Biber Gang ist ein schnelles Kartenspiel, bei dem es darum geht, bei Rundenende so wenig Punkte wie möglich in der eigenen Auslage zu haben. Diese besteht aus 8 Karten (2 Reihen à vier Karten, mit den möglichen Werten von 0 bis 12), von denen zu Beginn nur 2 aufgedeckt ausliegen. Reihum zieht man nun Karten, um sie mit den Ausliegenden auszutauschen oder um verdeckte Karten aufzudecken.


Der Clou: Lässt sich ein Pärchen bilden (bspw. eine 9 in der oberen und eine weitere 9 direkt darunter in der unteren Reihe), ist dieses 0 Punkte wert. Gelingt es den SpielerInnen mehrere Pärchen mit denselben Zahlen zu legen, also etwa 2 9er-Pärchen, so werden bei Rundenende 10 Punkte von eurem Konto abgezogen, bei drei gleichen Pärchen sind es sogar 15 Punkte. Auch negative Ergebnisse sind so möglich. Wer nach 5 Runden die wenigsten Punkte hat, gewinnt.


Diese Runden vergehen in Windeseile, da die Regeln schnell verstanden und die Züge kurz sind. Hat eine SpielerIn alle Karten in der persönlichen Auslage aufgedeckt, sind alle anderen noch genau einmal dran, um den Schaden so gut es geht zu begrenzen. Dann wird gewertet.
Nach einer Runde stürzt man sich sofort in die nächste, um bestenfalls noch weniger Punkte anzusammeln. Das Glück beim Ziehen der Karten macht einen dennoch ab und an einen Strich durch die Rechnung, die Schadenfreude der anderen tut aber nicht allzu weh, zu schnell kann man sich in einer neuen Runde bessern. Aufgrund der kurzen Spieldauer fühlt sich niemand abgehängt, selbst wenn es mal nicht so gut lief. 


Dadurch ergibt sich schnell ein umfangreicher Trashtalk am Tisch. Ausgelassen zieht man Karten, tauscht aus und hofft, die abgelegte Karte hilft nicht dem nächsten Spielenden, der sich auch vom Ablagestapel bedienen darf. Groß ist die Schadenfreude, wenn eine SpielerIn eine verdeckte Karte ablegt und diese sich als niedrige Zahl, als eigentlich passende Pärchenkarte oder gar als Biber herausstellt.

Diese Biberkarten dienen als Joker und ergeben immer ein Pärchen mit der zugeordneten Zahlenkarte. Zieht man später die fehlende Karte, kann man den Biber auslösen und mit einer verdeckten Karte austauschen. Das sind sehr mächtige Züge, für die es aber sehr viel Glück benötigt.


Biber Gang macht richtig viel Spaß, besonders in großer Gruppe fliegen hier regelmäßig die Fetzen. Es bietet sich bei Spieleabenden gut als Zwischengang an oder man zieht es einfach so, zwischendurch aus dem Regal, um zwanglos ein Ründchen zu spielen. Vielleicht aber auch zwei oder drei…
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Biber Gang von Haim Shafir
Erschienen bei Amigo
Für 2 bis 6 Spieler in 15 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Amigo)


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29.04.2020

Verflixxt!


Verflixxt! „Hä? Wie? Verflixxt! Das kenn ich doch, ist doch von Ravensburger“ wird sich jetzt vermutlich der ein oder andere denken und liegt damit gar nicht so falsch. Denn Verflixxt! aus dem Hause Amigo ist im Kern „alter Wein in neuen Schläuchen“ oder ganz einfach eine Neuauflage des Klassikers (15 Jahre nach der Ersterscheinung, darf man dieses inflationär benutzte Wort glaube ich benutzen).


Zunächst mal wieder ein Lob an Amigo: Die Komponenten sind wirklich deutlich aufgehübscht und mit viel Humor und Liebe zum Detail gestaltet worden und lassen qualitativ keinen Zweifel daran aufkommen, dass man hier viele, viele Partien spielen kann, ohne dass das Material völlig abgenutzt ist. Auch die Packungsgröße wurde schlau und zweckmäßig gewählt, so dass nicht massig Hohlraum bei der Sache ist.


Da ich mal unterstelle, dass nicht jeder was mit Verflixxt! anfangen kann, hier mal was zum Spielprinzip: Das Spiel besteht aus insgesamt 36 sechseckigen Plättchen. 8 haben einen positiven Wert aufgedruckt, 18 einen negativen, 6 Felder sind Glückstafeln und 4 sind zweiseitig bedruckte Aktionstafeln (auf der einen Seite steht „schenken“, auf der anderen „klauen“). Aus diesen Plättchen wird ein zufälliger Parcours zusammengebaut, der nur eine Bedingung hat: jedes 9. Plättchen ist ein Aktionsplättchen.


Jeder Spieler bekommt drei Spielfiguren seiner Farbe und muss versuchen, diese ins Ziel zu bekommen. Sind alle Spieler dort angekommen, endet das Spiel. Ist man an der Reihe, würfelt man und wählt eine seiner Figuren aus und bewegt sie um die entsprechende Augenzahl über den Parcours. Sobald man eine Figur von einer nicht-Aktions-Tafel runterzieht, auf der sie vorher allein stand, muss man diese Tafel einsammeln und vor sich aufstapeln. Hierdurch verkürzt sich also der Parcours im Laufe des Spiels immer mehr. Zieht man von einem Schenken-Aktionsfeld herunter, auf dem man vorher allein stand, muss man das oberste Plättchen seines Stapels verschenken und das Plättchen auf die „Klauen“-Seite umdrehen. Beim Klauen darf man entsprechend beim Wegziehen jemand anderem etwas klauen.


Sind alle am Ziel wird abgerechnet, wer die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel. Glücksplättchen verwandeln dabei Minus- in Plusplättchen.

Das Fazit vorneweg: Verflixxt! ist ein waschechtes Familienspiel und kann dank seiner kompakten Spielzeit auch durchaus in mehreren Runden nacheinander gespielt werden. Und der Spaßfaktor gibt es auch durchaus her, mehrere Runden zu spielen Doch Vorsicht: Der Name ist Programm. Durch das ständige Auswählen, welche Figur man wohin bewegt, damit der Gegner nicht allein auf einem Plusfeld steht oder man selbst nicht mehr allein auf einem Minus- oder Aktionsfeld oder eben doch alle draufsteht, hat Verflixxt! durchaus einen gewissen taktischen Reiz. Wäre der Name nicht schon längst vergeben, man könnte Verflixxt!  auch leicht „Mensch ärgere Dich nicht“ nennen. Das kann mitunter, grade für die jüngeren, also schnell frustrierend werden, muss es aber nicht. Denn die Schadenfreude, wenn man jemand anderem grade ein Plusplättchen weg klaut, gleicht den Frust in der Regel ganz schnell aus.


Und wem das Ganze auf Dauer doch zu seicht werden sollte, dem bringt das Spiel noch eine Profiversion mit: Hier wird der Parcours nicht zufällig, sondern nach einem vorgegebenen Plan (sortiert nach Minus-, Glücks- und Plusabschnitten) aufgebaut, es gibt keine Aktionsplättchen und es kommen die Wächter ins Spiel. Diese Wächter sind Meeples, die auf allen Glücksplättchen sowie auf den hohen Pluswerten stehen. Die Wächter sind neutrale Spielfiguren, die man, anstatt einer eigenen Figur auf dem Parcours bewegen kann. Jedoch dürfen sie nur dann bewegt werden, wenn sie mit mindestens einer Figur eines Spielers auf ihrem Plättchen gestanden haben. Die Variante bringt also nochmal eine ganze Prise mehr Taktik in den Spielablauf.

Alles in allem ein Klassiker, der noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

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Verflixxt! von Michael Kiesling und Wolfgang Kramer
Erschienen bei Amiga Spiele
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 30 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Amigo Spiele)
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27.04.2020

Bayala


Nach Über Stock und Stein geht die Zusammenarbeit zwischen Schmidt Spiele und Schleich in eine neue Runde. Allerdings geht es nun in die mädchengerechte Fantasy-Welt von Schleich, genannt Bayala. So also auch der Titel des Spiels. Anscheinend soll es dazu auch ein Kinofilm geben bzw. gab es, das ist aber wohl an mir vorbeigegangen. Das Spiel ist für 2-4 Spieler ab 7 Jahren geeignet und geht ca. 20-30 Minuten.

[MATERIAL]

Natürlich enthält das Spiel eine Schleich-Figur, in diesem Fall ein Pegasus-Einhorn. Dazu kommt ein Spielbrett, Karten, Papp-Standees, Plättchen und Würfel. Für ein Kinderspiel also schon mal recht reichhaltig ausgestattet. Die Qualität ist die bekannte Schmidt-Qualität, also absolut ok. 
Die Optik ist natürlich dem Film und der Schleich-Welt von Bayala nachempfunden. Meiner Tochter (7) gefällt das sehr gut. Ich kann damit leben.


[ABLAUF]

Thematisch sind bei Bayala zwei Dinge zu berücksichtigen, die sich auch auf dem Spielbrett durch zwei verschiedene Laufleisten wiederspiegeln. Zum einen soll das Einhorn auf seinem Rücken das Drachenei zu den Dracheneltern bringen, um somit die Zukunft der Drachen zu sichern. Zum anderen sollen die verschiedenen Elfenvölker sich bei einem Drachenfest vereinen, damit ein neuer Bund zwischen Drachen und Elfen geschlossen werden kann. 

Jeder Spieler übernimmt hierbei die Rolle eines Elfenvolkes und erhält passend dazu ein Kartendeck und Papp-Standee, welcher auf den Startort der dazugehörigen Laufleiste platziert wird. Das Einhorn kommt auf sein eigenes Startfeld der zweiten Laufleiste. Auf dieser werden verdeckte Einhorn-Plättchen entlang gelegt. 
Nun werden noch die restlichen Materialien bereit gelegt und die fünf Würfel geworfen und in Reichweite gelegt. Zur Beginn der Partie mischt jeder sein Kartendeck und legt die verdeckt vor sich hin und zieht drei Karten.


Der aktive Spieler wählt eine Handkarte und spielt diese aus. Es gibt ingesamt vier Arten von Karten. Mit zwei von diesen darf ich 1 bzw. 2 Würfel nehmen und die dargestellte Aktion der Würfel ausführen. Mit den zwei anderen kann ich zum einen, alle Würfel neu werfen oder das Einhorn ein Feld nach vorn bewegen. Als Belohnung bekommt man dann das dortige Einhornplättchen und kann die dort dargestellte Aktion ausführen.

Auf den Würfeln gibt es folgenden Aktionen:

- Waschbär-Tatzen: hier nehme ich mir den Waschbär-Chip und schnippse diesen wie bei einem Münzwurf in die Luft, je nach Seite, die oben liegt, darf ich meine Elfenfigur auf das nächste Waschbär-Feld setzen oder ich habe eine Niete.

- Adler Kuack: Der Adler zeigt den Elfen den Weg zum Fest und ich darf meine Figur auf das nächste Adler-Feld setzen.

- Wolf Lykos: hier darf man sich ein Wolf-Plättchen nehmen. Hab ich davon drei gesammelt, kann ich diese abgeben und meine Elfen-Figur um vier Felder nach vorne bewegen.


- Einhorn: bewege das Einhorn ein Feld weiter und erhalte das Einhorn-Plättchen

- Ein / Zwei Drachenei(er): hier darf man sich Drachenei-Plättchen nehmen, die einem ebenfalls Bonusaktionen geben. Zu beachten ist aber, dass bei der Seite mit zwei Eiern, der aktive Spieler, eine Aktion vom Plättchen ausführen kann und die restlichen Spieler, die Aktion vom zweiten Plättchen!

Generell finden wir auf den Einhorn- und Drachenei-Plättchen, die gleichen Aktionen wie auf den Würfeln.

Jetzt noch ein kleiner Kniff, welches das Spiel mit sich bringt. Gewonnen hat eigentlich der Spieler, welcher mit seiner Elfe zu erst beim Fest ankommt, allerdings nur, wenn bis dahin das Einhorn den Drachenberg erreicht hat. Ist das Einhorn noch nicht angekommen, verlieren ALLE das Spiel!


[FAZIT]

Bayala ist optisch für kleine Mädchen natürlich ein Hingucker und wird sie thematisch auch abholen. Spielerisch bleibt das ganze natürlich in seichteren Gewässern, wobei das Semi-Kooperative schon etwas ungewöhnlich ist für ein Kinderspiel. 

Auch das es für jeden Spieler ein eigenes Deck gibt, ist für diese Art eher neu und so wird aus einem simplen Laufspiel, dann doch ein Spiel mit etwas mehr Tiefe. Es müssen Entscheidungen gefällt werden, aber immer noch auf einem Niveau, dass es für die Zielgruppe vertretbar ist. 


Bayala ist sicherlich kein Überflieger, aber bringt solide Kost an den Tisch, die allerdings wohl nur 1-2 mal begeistern wird und dann im Regal verstaubt. Es gibt keine großen Anreize, wenn man das Spiel schon gespielt hat, es wieder auf den Tisch zu bringen. Dafür ist der kompetitive Anteil einfach zu gering. Vielleicht hätte eine Aktion geholfen, bei der man die anderen Mitspieler mehr ärgern kann. 

Meine Tochter (7) hatte beim Spielen selbst ihren Spaß, aber groß danach gefragt hat sie seitdem nicht und genau das spiegelt meinen Eindruck wieder. Ein Spiel welches okay ist, aber in der Masse schlicht untergeht, da hilft dann auch kein Einhorn-Thema.


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Bayala
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 25 Minuten ab 6 Jahren
Verlags-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Schmidt Spiele)


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25.04.2020

Rival Restaurants


Jetzt wo in Zeiten von Corona auch keine Restaurants mehr geöffnet haben dürfen, macht es sich doch sehr gut, dass wir nun unser eigenes Restaurant bespielen können und dabei gnadenlos gegen unsere Gegner vorgehen. Beim Spiel Rival Restaurants von Gap Closer Games können sich 2-6 Spieler ab 10 Jahren messen. Eine Partie soll im Schnitt 60 Minuten dauern.

[MATERIAL UND ANLEITUNG]

Eins muss ich gleich vorwegnehmen, die vorliegende Version, die ich bespreche ist die Deluxe Kickstarter Version. Daher kann ich gleich sagen, dass wir jede Menge Material in der Box finden. Leider viel Plastik und in meinen Augen eher unnötiges Plastik. Unser Geld sind Plastik-Token, die allerdings nicht wirklich wertiger wirken. Dicke Pappe bringt mir eher das Gefühl, wenn man schon kein Metall verwendet. Passender sind dann schon die Müll-Token aus dem gleichen Material. Ansonsten sind die Karten und Papp-Standees von sehr guter Qualität. 


Optisch wird ein moderner Comic-Stil verwendet. Zum Teil für mich alles etwas überladen und dadurch unübersichtlich. Gerade die eigenen Spielertableaus. Am Ende ergibt alles aber ein sehr stimmiges Gesamtbild.
Die Anleitung liegt in englischer Fassung bei, online findet man mittlerweile eine deutsche Übersetzung. Leider ist die Original-Fassung in meinen Augen ebenfalls etwas überladen, so dass die Übersicht verloren geht. Aber ansonsten ist alles verständlich und somit in Ordnung.

[ABLAUF]

Bei Rival Restaurants übernimmt jeder Spieler die Rolle eine Restaurantbesitzers, um dies darzustellen, erhält jeder ein eigenes Tableau, auf dem wir unser Restaurant wiederfinden. Hier gibt es verschiedene Richtungen wie Chinesisch, Mexikanisch oder Japanisch. Des Weiteren hat jedes Tableau andere Boni bei erreichen von bestimmten Punkten ähm “Likes”.

Genau. Im Spiel geht es nicht um Punkte, sondern wir wollen so viele Likes wie möglich generieren und der Spieler, welcher zuerst 20 Likes hat, beendet und gewinnt das Spiel. 


Was brauchen wir um viele Likes zu generieren? Einen guten Koch, tolle Rezepte und am besten keinen Müll im Laden. Ach ja und immer darauf achten, was die Konkurrenz so treibt. Jeder Spieler erhält zu Beginn einen eigenen Koch, welcher mit einer Spezialfähigkeit daher kommt, so gibt es z.B. einen Koch, der bestimmte Zutaten günstiger im Einkauf bekommt oder anderen Köchen den Platz beim Einkauf wegnimmt. Dann bekommt jeder Spieler noch ein Standard- und ein Gourmet-Rezept, auf diesen finden wir die benötigten Zutaten wieder. 

Die Zutaten sind wieder in verschiedenen Kategorien zu finden bzw. in verschiedenen Läden. So gibt es den Obst-Stand, Gemüsehändler, den Fleischer oder den mysteriösen Markt. An jedem Ort liegen immer Zutaten offen aus nebst einem verdeckten Nachziehstapel. 

Eine Runde (ein Tag) läuft nun wie folgt ab: jeder erhält 300$ als tägliche Einnahme und wählt nun heimlich einen Ort auf einer Wählscheibe aus, zu dem er seinen Koch schicken möchte. Gleichzeitig decken alle auf wohin es geht und stellen nun den jeweiligen Pappstandee auf ein Produkt, welches er an diesem Ort gerne kaufen möchte. Wählen zwei Köche das gleiche Produkt, müssen sie sich im Laufe der Runde ein Biet-Wettstreit liefern. 


Dann haben alle eine Minute Zeit sich so viel Dinge zu kaufen, die man sich leisten kann. Aber nicht nur das. Jetzt kann ich auch mit meinen Mitspieler verhandeln, denn wenn ich beim Schlachter stehe und mein Mitspieler beim Gemüsehändler, er aber auch Rind und ich Karotten benötige, können wir einen Deal ausmachen. Oder wir tauschen Rezepte, da evtl. die Zutaten, die ich schon habe zu einem anderen Rezept besser massen. Zumal es auch ein Extra-Like gibt, wenn man ein Gericht passend zu seinem Restaurant kocht! Es kann eigentlich alles verhandelt und diskutiert werden, aber halt nur für 1 Minute!!

Kurzes Wort noch zu zwei Besonderheiten. Im Mystery Market finden wir besondere Hilfskarten, wie z.B. Tofu, mit dem ich eine Fleischzutat ersetzen kann oder Rotwein, wodurch man automatisch ein Extra-Like bei Gourmet-Rezepten bekommt. Schön ist auch der Alienschleim, welcher als Joker fungiert und jede Zutaten ersetzen kann.
Nebst diesen Orten, wo ich Dinge kaufen kann, gibt es auch noch “The Island”. Dort kann ich z.B. Müll entsorgen (gegen Geld) oder Action-Karten kaufen!


Ja, genau, es gibt Action-Karten. Und die kann ich quasi Einsetzen wann es mir passt. So kann ich z.B. eine Räuber-Truppe zu meinen Konkurrenten schicken, welche diesem die Kasse klauen oder beauftrage einen Kritiker eine negative Rezension zu schreiben. Und das war jetzt nur ein kleiner Auszug, aus dem was so möglich ist. 

Ich kann auf der Insel aber auch Restaurant-Upgrades kaufen, wodurch man z.B. zwei Gerichte gleichzeitig kochen kann oder durch Social Media Werbung meine täglichen Einnahmen auf 400$ erhöhen. Diese Upgrades werden ganz hübsch mit bunten Plastikklammern am Spielerboard dargestellt. Auf jeden Fall mal was anderes.

Habe ich irgendwann alle Zutaten von einem Rezept fertig, kann ich dieses kochen und servieren und erhalten dann je nach Rezept und Aufwand Likes. Produziere dabei allerdings auch Müll, welchen ich in meinem Restaurant ablege. Koche ich ein Rezept und habe noch Müll bei mir, muss ich für jeden Müll-Token ein Like wieder abziehen.

Wie schon erwähnt, endet das Spiel sofort, sobald ein Spieler 20 Likes generiert hat.


[FAZIT]

Rival Restaurants ist vor allem eins: lustig, chaotisch und fies! Die Regeln sind generell schnell erklärt und holt somit auch Nicht- bzw. Wenig-Spieler an den Tisch, dazu trägt auch die wirklich einladende Optik bei. Auch das Thema gefällt mir persönlich sehr gut und darunter kann sich jeder etwas vorstellen.

Das Highlight des Spiels ist aber jeweils die 1-Minute-Verhandlung, in der es heiß hergeht. Hier kommt man sich wie bei einem Basar vor. Es wird geschachert, verhandelt und erpresst. Muss ich mich an alle Versprechen halten? NÖ! Ich bin mir selbst der nächste. Die Gastronomie ist ein hartes Geschäft. Das macht Spaß, wenn alle mit dem nötigen Enthusiasmus dabei sind. Aber ich sag mal so: jemand, der nicht mitmacht, wird ganz schnell am Ende liegen, denn ohne Handeln kann es ganz schön lange dauern ein Rezept mit vielen Likes fertigzustellen. 

Unberechenbar sind auch die Action-Karten, die jeder Spieler verdeckt auf der Hand hält und einen eiskalt erwischen können. Wie bei vielen Spielen, wie z.B. Villainous neigt man hierbei stark sich auf den aktuell führenden zu stürzen. Dennoch sind da super thematische Ideen bei und erhöhen klar den Spaßfaktor.


Ist alles Gold was glänzt? Nicht ganz. Wie schon angedeutet, wenn die Spielgruppe dazu nicht passt, wird keiner Spaß haben. Hier geht es nicht um Taktik und Spieltiefe.Die Mechanik ist relativ simpel. Wir sammeln Zutaten. Punkt. Alles andere lebt von der Lebendigkeit am Tisch und wenn die nicht gegeben ist, wird man keinen Spaß an Rival Restaurants haben. Kleiner Kritikpunkt: bei 6 Spielern kann es schon arg chaotisch in der Verhandlungsphase zu gehen, da ist es nicht gerade leicht, den Überblick zu behalten.

Wer aber Kommunikation wie bei einem Social Deduction Spiel sucht, wird sich freuen bei Rival Restaurant eine gelungene Ergänzung der Sammlung zu finden. Die Verhandlungsmechanik mit all ihrer Freiheit wirkt dadurch frisch und innovativ. Alles geht, nichts muss. Gesamt genommen ergibt Rival Restaurants eine super stimmiges Gesamtbild aus Optik, Thema und Spielspaß, wenn man sich auf diese Art von Spiel einlassen kann. 

Wer hier klassisches Worker-Placement mit Set-Collection erwartet, mit ausreichend Ruhe zum Nachdenken, wird hier eher enttäuscht. 

Mir persönlich fehlt für Rival Restaurants ein wenig die Gruppe, erkenne aber an dass da jede Menge Party-Potential enthalten ist. Schön wäre es auch, wenn das Spiel komplett auf Deutsch erscheinen würde, dass würde das ganze einen noch näher bringen, als “Poultry” oder “Leafy Greens” zu kaufen.


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Rival Restaurants von Gary Alaska, Rob Chew und Jon Kang
Erschienen bei Gap Closer Games
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 45 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Gap Closer Games)


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24.04.2020

Human Punishment - Project: Hell Gate


Vor einiger Zeit habe ich das Social Deduction Spiel Human Punishment bei uns vorgestellt. Wer sich noch an meine Meinung dazu erinnert, weiß, dass das Spiel für mich persönlich ein echtes Highlight im Bereich der Social Deduction Spiele war.

Auch bis heute hat sich das nicht geändert. Human Punishment überzeugt mich vor allen in Runden der Vielspieler, die gerne noch einen Absacker mit verdeckten Rollen auf den Tisch bringen wollen. Für größere Runden mit teilweise Nichtspielern bevorzuge ich nach wie vor Secret Hitler oder Secrets.

Warum ich nun aber eigentlich auch in diesem Format zurück auf Human Punishment komme, ist, dass die Erweiterung Hell Gate mittlerweile auf dem Markt ist. Keine Frage also, dass ich sie mir etwas genauer angeschaut habe.


Was ist denn grundsätzlich neu? Neue Rollenkarten und neue Programme. Soweit so gut. Die Programme sind ja ohnehin das Herz einer jeden Partie Human Punishment und bringen auch heute noch wundervolle Erlebnisse auf den Tisch. Dabei haben die Entwickler aber auch einige interessante neue Twists eingebaut – von denen Ihr Euch am besten selbst überraschen lasst. Einfach reinmsichen und los geht’s.

Neben der namensgebenden Hell Gate Waffe im Spiel (die zwei Spieler gleichzeitig abschießen kann), gibt es aber auch neutrale Bossmonster, die nunmehr eine höchst interessante Dynamik ins Spiel bringen und welche ich fortan eigentlich bei jeder Partie empfehlen möchte. Diese Bosse tauchen nämlich ab einem bestimmten Punkt im Spiel auf und beeinflussen das Spiel fortan ziemlich heftig.


Nunmehr ist es nämlich durchaus möglich, dass alle Spieler am Tisch verlieren und der Boss gewinnt. Dies führt zu einer sehr interessanten Dynamik in Human Punishment, da nun an manchen Stellen alle Spieler (egal ob Mensch oder Maschine) gemeinsam gegen den Boss kämpfen müssen – oder eben genau dies ausnutzen. Streitgespräche am Tisch – die ohnehin zu einer gepflegten Runde Human Punishment dazugehören – sind nun definitiv vorprogrammiert. Stets nach dem Motto: „Kümmer Du Dich doch um den Boss, ich hab anderweitig zu tun“.

Project: Hell Gate macht aus einem sehr guten Basisspiel ein spannendes erweitertes Spiel. Schön ist dennoch, dass alle Module der Erweiterung optional einbaubar sind. Während Neulinge von Human Punishment vielleicht erstmal ein paar Runden das System kennenlernen, können Veteranen eine zusätzliche Abwechslung und Herausforderung einbauen.

Man unterteilt gerne Erweiterungen in „Muss-Erweiterungen“ und „Kann-Erweiterungen“. Project: Hell Gate ist definitiv ein Muss.

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Human Punishment: Project: Hell Gate von Stefan Godot
Erschienen bei Godot Games
Für 4 bis 16 Spieler in ca. 30 Minuten ab 10 Jahren
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Godot Games)
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23.04.2020

Chili Dice


Es ist schon in einer anderen Rezension von mir angeklungen, aber Kniffel ist in meiner Familie DAS Spiel, das man seit Anbeginn der Zeit bei Familientreffen aus dem Regal zieht. Es gibt kaum ein Spiel, das meine Kindheit derart geprägt hat. Die Begeisterung für das Spiel hat sich schnell gelegt, als ich erkannte, welch großartigen Alternativen es gibt.
Einige konnte ich meinen Eltern schmackhaft machen, viele nicht. Mit Chili Dice gibt es jetzt aber ein Spiel, das das Kniffel-Game auf die nächste Stufe hebt und wieder Spannung in die Bude bringt, weil es die Regeln verschärft (HA!). Also, Kniffel-LeidensgenossInnen, jetzt gut zuhören:

In Chili Dice geht es ebenfalls darum euer Würfelergebnis zu optimieren, um in den einzelnen Kategorien (Straße, Paschs etc.) die höchst mögliche Punktzahl abzugreifen. Allerdings mit folgenden Änderungen zu Kniffel: Insgesamt werden sechs statt fünf Würfel geworfen, es darf beliebig oft in einem Zug gewürfelt werden, aber im gesamten Spiel nur 30-mal. 


Diese Regel spricht den oder die GlücksspielerIn in jedem Einzelnen von uns an: Würfele ich noch ein viertes Mal, in der Hoffnung, die sechste 1 zu würfeln? Mist, hat nicht geklappt; noch einmal, beim fünften Wurf muss sie kommen! 
So würfelt man sich reihum ins Verderben und hat am Ende entweder keine Würfe mehr übrig oder alle Punktefelder ausgefüllt. Für jeden übriggebliebenen Wurf gibt es dann noch Zusatzpunkte. 

Zusätzliche Würze (Hihi…) kommt noch dadurch ins Spiel, das auf jedem der sechs Würfel eine Zahl rot markiert ist. Liegt diese nach dem Wurf oben, darf man den Würfel auf eine beliebige Seite drehen. Das erhöht etwas die Wahrscheinlichkeit, gute Würfelergebnisse zu erzielen. 

Außerdem gilt: Rechnet man sich Punkte für eine bestimmte erwürfelte Zahl an (etwa für alle Vieren), so werden die Punkte verdoppelt, wenn sich darunter die rote Vier befindet. Weitere Regeln erlauben euch die Wahl, welches Feld befüllt werden soll, wenn ihr beispielsweise 6-mal dieselbe Zahl gewürfelt habt.


Über all diesen Überlegungen lauert die limitierte Zugzahl und der Drang, doch noch einmal nachzuwürfeln, um unverschämt viele Punkte zu sammeln. Die Schadenfreude, die man beim Scheitern einer MitspielerIn empfindet, kann schnell umschlagen, wenn die eigene Glückssträhne zum Erliegen kommt und man nach einem guten Start nur mit Müh und Not alle Punktefelder ausfüllen kann.

Man muss erst ein bisschen hinter das Spielprinzip kommen, das dann doch strategische Überlegungen zulässt. Oft genug werden diese aber von der Zufälligkeit des nächsten Wurfs wieder zunichte gemacht. Dennoch fühlt es sich nicht an, als würde man stumpf Würfel werfen und sein Schicksal in die Hände des Gottes des Zufalls legen. 

Chili Dice bleibt ein Spiel mit hohem Glücksfaktor, gibt der Kniffel-Idee aber einen frischen Spin, der auf jeden Fall einen Blick wert ist. Die Regeln bleiben schlank, erfordern für Kniffel-Profis ein klein bisschen Umdenken, aber nicht so viel, dass Mama und Papa schockiert vom Tisch aufstehen, sondern interessiert sitzen bleiben.

Wer davon aber noch nie Fan war, den wird Chili Dice wohl auch nicht überzeugen können. Für Taktiker sind Roll&Write-Ableger wie Ganz schön clever oder Railroad Ink daher eher zu empfehlen.
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Chili Dice von Andy Daniel
Erschienen bei Amigo
Für 1 bis 4 Spieler in 30 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Amigo)


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22.04.2020

Chip It


Ich finde es ja immer wieder faszinierend, was man so alles aus dem Thema „Kartenspiel“ herausholen kann. Gefühlt vergeht ja keine Woche, in der nicht ein weiteres neues Kartenspiel erscheint. Mal schlich und simpel, mal spaßig und wirr, mal durchaus komplex und taktisch tiefergehend. Mit Chip It kommt nun ein neuer Ableger von den Kartenspielgroßmeistern im Hause Amigo das perfekt die Sparte „leicht zu lernen, schwer zu meistern“ füllt:


Das Spiel besteht aus grünen Karten mit den Werten von 2 bis 21 und lilafarbenen Karten mit Werten von 2 bis 11. Diese werden an die Spieler verteilt. Gleichzeitig erhält jeder Spieler 3 Punkte. Ziel ist es, sämtliche Karten und Punkte loszuwerden. Hierfür spielt der Startspieler eine oder mehrere Karten mit dem gleichen Wert aus. Der nachfolgende Spieler muss nun die gleiche Anzahl an Karten mit einem gleichen Wert ausspielen. Dieser Wert muss jedoch höher liegen, als die Karten des ersten Spielers. Kann oder möchte er dies nicht, muss er passen und darf hierfür 2 Punkte abgeben. Der dritte Spieler muss wiederrum die letzte gelegten Karten überbieten und so weiter. Passt in einer Runde jeder Spieler, darf derjenige, der zuletzt Karten gelegt hat, mit komplett neuen Karten beginnen. Soweit, so klar und durchaus begrenzt und überschaubar taktisch, da man immer überlegt, ob vielleicht grade jetzt die 21 auf die 6 gespielt werden sollte, damit keiner überbietet und man selbst bestimmen kann, mit wie vielen Karten es weiter geht.


Doch hier kommt nun der titelgebende Clou von Chip It dazu: Die Punkte. Diese liegen nämlich im allgemeinen Vorrat und können beim Ausspielen einer Karte dazu verwendet werden, den Wert einer grünen Karte um eins je Punkt oder den einer lilafarbenen Karte um jeweils den eigenen Wert zu erhöhen. Sprich: eine lila 4 mit einem Punkt, eine grüne 6 mit zwei Punkten und eine grüne 8 sind dann drei Karten mit dem gleichen Wert. Im Gegenzug hat man hierdurch drei Punkte gesammelt, die man im weiteren Spielverlauf durch Passen abbauen muss. Wobei das Passen nicht dazu führt, dass man bis zum „Neustart“ aussetzen muss. Passt man in einer Runde, ist kommt man ganz normal im Uhrzeigersinn irgendwann wieder an die Reihe und darf dann doch Karten legen oder erneut passen.


Wie bereits erwähnt geht dies so lange, bis ein Spieler keine Karten und keine Punkte mehr hat. Dieser hat das Spiel gewonnen. Alternativ lassen sich dann auch noch Platzierungen ausspielen oder Punkte für die Turnier-Variante vergeben. Da die Dynamik des Spiels im Spiel zu zweit schnell dahin ist, bringt das Spiel noch Sonderregeln für das Zweispieler-Spiel, die wirklich gut funktionieren. 


Wie bereits erwähnt ist Chip It weder ein Kinder- noch ein reines Familienspiel, sondern ein taktisch durchaus interessanter Vertreter unter den Kartenspielen. Ganz ohne viel Tamtam lässt sich das Spiel jedem in 3 Minuten erklären, doch wie man es wirklich spielt, muss jeder für sich selbst lernen. Die Altersempfehlung ab 8 finde ich persönlich etwas zu niedrig gegriffen, aber die kommt vermutlich daher, dass ein 8jähriger durchaus die Regeln verstehen kann und 8jährige untereinander sicherlich das Ganze auch irgendwie hinbekommen. Wirklicher Spielspaß dürfte jedoch erst bei den etwas älteren Kids aufkommen, aber auch bei den Elternrunden unter sich, oder eben bei der von mir so vielzitierten Altherrenrunde, die Chip It als nettes kleines Fillergame oder abendfüllendes Turnierspiel einsetzen können.

Ich sage ja…ich mag Kartenspiele…

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Chip It von Chikasuzu
Erschienen bei Amigo
Für 3 bis 6 Spieler in ca.10 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Amigo)
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20.04.2020

Curators


Kleine Museen wollen ihr Konzept überarbeiten und brauchen dafür eure Hilfe. Als KuratorInnen versucht ihr, neue Fundstücke ausfindig zu machen, die Flügel des Museumsgebäudes umzubauen und Verträge abzuschließen, um viele Besucher, viel Kohle und am Ende die meisten Siegpunkte zu bekommen. Curators verpackt dieses Szenario in ein flott zu spielendes Tile-Placement-Spiel, in dem man ein gutes Auge für farbige Muster haben muss, um den Grundriss des Museums vorausschauend zu planen.

In dem uns vorliegenden, bereits fabelhaft aussehenden Prototyp werden reihum Aktionen ausgeführt. Diese liegen vor den SpielerInnen als Aktionsplättchen. Um eine Aktion zu wählen dreht man das entsprechende Plättchen um. Auf der Rückseite ist dann eine andere der fünf möglichen Aktionen zu sehen. Zeigen zwei der Plättchen dasselbe Symbol können diese gleichzeitig umgedreht werden, um die entsprechende Aktion zweimal durchzuführen.


Durch diesen cleveren Mechanismus ist man geneigt, immer auch die beiden Aktionsplättchen mit demselben Symbol einzusetzen, um das Beste aus seinen Zügen zu machen. Das klappt nicht immer, da es ja auch noch die Konkurrenz gibt, die in den Auslagen pfuscht. In der Regel kann man sich aber immer an den zur Verfügung stehenden Doppelaktionen orientieren, was gerade Brettspiel-Neulingen helfen dürfte. Sie können so leichter Muster und Synergien der Aktionen erkennen und nachvollziehen.

Zu diesen Aktionen gehört das Erweitern des Museums durch neue Flügel-Plättchen. Diese erinnern ihrer Form nach an Tetris-Klötzchen und bestehen meistens aus mehreren, verschiedenfarbigen Räumen. In diese Räume müssen durch andere Aktionen Ausstellungstücke gelegt werden. Für jeden größeren, mit Kostbarkeiten vervollständigten Flügel gibt es am Ende Bonuspunkte.


Daneben ergattert man bei Spielende auch viele Punkte durch das Abschließen von Verträgen. Diese setzen ein bestimmtes Muster aus Flügeln und Räumen voraus, die mit Ausstellungsstücken gefüllt werden müssen. Hierbei handelt es sich um die größte Herausforderung im Spiel. Die Plättchen müssen richtig gelegt werden, damit man sich nicht selbst die Möglichkeit zunichtemacht, das richtige Muster zu legen. Darüber hinaus gibt es noch die anderen SpielerInnen, die sich ebenfalls aus dem relativ knappen Vorrat an Flügel-Plättchen bedienen. Wer da zum falschen Zeitpunkt nicht zwei der Plättchen gleichzeitig ergattern kann oder wem das Geld fehlt, um ein bestimmtes Plättchen zu kaufen, der sieht schnell seine Felle davonschwimmen. 

Gleichzeitig balanciert sich über den Verlauf einer Partie ein vermeintlich starker Rückstand aber wieder aus. In unseren Testpartien fiel das Endergebnis überraschenderweise immer relativ knapp aus, obwohl sich die Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Verträge bei den SpielerInnen stark unterschied.


Neben den Verträgen kommt es auch stark auf die abgeschlossenen Flügel und die Gesamtzahl der Ausstellungsstücke im Museum an. Diese Stücke lassen sich durch zwei unterschiedliche Aktionen anschaffen. Man schickt entweder ein Team von ArchäologInnen los oder kauft im Auktionshaus ein, das je nach Angebot und Nachfrage unterschiedliche hohe Beträge für die Kostbarkeiten aufruft. Geld erhaltet ihr über eine weitere Aktion in Abhängigkeit der Besucher, die euer Museum anzieht. Die Besucherzahl steigt für jeden abgeschlossenen Flügel um eins. 

Variieren lässt sich Curators durch einige Spezialregeln und auch eine Solo-Variante ist verfügbar. In jedem Fall glänzt das Spiel mit einem überschaubaren Regelwerk bei gleichzeitig hohen Anforderungen an das Hirnschmalz. Besonders zum Ende einer Partie (das tritt ein, wenn keine Flügel-Plättchen mehr ausliegen) kommt es auf jeden Zug an und oft genug reicht es nicht mehr, um den lang gehegten Plan zum Sieg in die Tat umzusetzen. 


Es braucht ein bisschen Geduld und ein hohes Maß an räumlichem Vorstellungsvermögen, um die Spieltiefe von Curators vollumfänglich durchdringen zu können. Wem das aber gelingt, der hat hiermit ein kurzweiliges und schnelles Tile-Placement-Game gefunden.

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Curators von Jacob Westerlund
Erscheint bei Worldshapers
Für 1 bis 4 Spieler in 60 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek Link
Kickstarter-Page

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Worldshapers)


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19.04.2020

Trophies


Mit Party-Spielen ist das so eine Sache für das passionierte Spielerherz. Einerseits bringen sie viele Leute an einen Tisch und man hat Spaß auf die gute alte analoge Weise, andererseits missen viele Spielerinnen und Spieler den Tiefgang bei solchen Spielen. Tiefgang kann leider auch Trophies nicht bieten, dafür aber jede Menge Spaß. Da macht sogar Spielen in großer Runde Freude. 


Die Spieleranzahl von 3 bis 30 (!) ist erstmal eine Ansage. Ob es mit so vielen klappt, kann ich nicht sagen, wir haben es „nur“ zu zehnt getestet. Damit hat es jedenfalls richtig gut funktioniert. Im Prinzip gibt es nicht viel zum Spiel zu sagen: Es ist ein Wort-rate-Spiel. Ein (über das ganze Spiel konstanter) Juror/Erzähler liest eine Kategorie vor und zeigt allen einen Buchstaben. Nun gilt es, schnellstmöglich ein Wort zu finden. Dabei kann man sich Gruppenintern noch auf Dinge wie etwa Sinnhaftigkeit verständigen, aber dennoch bekommt der schnellste (oder wenn man es anders spielt, die beste Antwort) die Karte. Wer, nachdem das Deck durchgespielt ist, die meisten Karten hat, gewinnt die kleine dem Spiel beiliegende Trophäe. Diese ist als Wanderpokal gedacht, sodass es immer wieder zu einer Revanche kommt – diese Idee gefällt mir!


Das was Trophies richtig gut macht, ist, dass Fragetext und Buchstabe von unterschiedlichen Karten stammen. Damit sind bedeutend mehr Kombinationsmöglichkeiten drin! Das einzig Schlechte, was mir auffiel, ist der Umstand, dass es Englisch ist: Somit ist der Buchstabe C sehr häufig vertreten und auch ein Y kommt vor, seltene Buchstaben im Deutsch. Doch eine kluge Gruppe sollte da wortgewandte Auswege finden. Weiterhin muss der Juror die Kategorie für die SpielerInnen übersetzen, was jedoch mit moderaten Englisch-Kenntnissen problemlos möglich sein sollte.


Praktisch ist auch, dass alles in einer kleinen Metall-Box kommt. Somit pfeffert man das Spiel zum Beispiel bei einer Wanderung oder einem Ausflug in den Rucksack und braucht sich keine Gedanken über Haltbarkeiten zu machen. Ich denke, dass Trophies genau das will: Mitgenommen werden, überall und mit jedem gespielt werden. Auch lässt es eurer Kreativität freien Lauf, denn letztlich gibt es schlicht Wörter und Kategorien. Wie ihr damit spielt, ist euch überlassen. Die Anleitung bietet lediglich einen schönen Vorschlag. 

Kurzum: Wenn ihr Wort-rate-Spiele für eine große Runde sucht, werft einen Blick auf Trophies  Es ist wirklich gut und nicht wirklich teuer.


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Trophies von Travis Hancock und Holly Hancock
Erschienen bei Facade Games
Für 2 bis 30 Spieler in ca. 15 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Facade Games)

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